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Baby abhalten – Was ist das? Wie funktioniert's und wie erkennt man Abhalte-Signale eines Babys?

Die Einen beschäftigen sich schon länger mit dem Thema, Andere haben noch nie etwas davon gehört: ein Baby abhalten. Ein Baby abhalten ist eine Windelfrei Methode, die man direkt von Geburt an praktizieren kann. Euer Neugeborenes zeigt von Natur aus an, wann es machen muss – ihr könnt lernen das zu erkennen und so eine tolle Alternative zu 24/7 Windelpo haben.

In diesem Artikel erkläre ich:

  • Was ist Abhalten?
  • Kann Abhalten mit einem Neugeborenen funktionieren?
  • Was können Signale eines Babys sein?
  • Ab wann kann man mit dem Abhalten beginnen?
  • Vorteile und Nachteile des Abhaltens
  • Abhaltepostionen

 

Was ist Abhalten?

Ganz einfach erklärt: Wenn dein Baby machen muss, lässt du es das nicht in die Windel erledigen – sondern hältst es ab. Beispielsweise über ein Töpfchen, eine Schüssel, das Waschbecken oder eine Toilette. So kann dein Baby dort machen und liegt oder sitzt nicht in seinen Ausscheidungen.

Abhalten ist ein Teil der Windelfrei Methode – aber Achtung: Windelfrei ist hier ein verwirrender Begriff. Es bedeutet nicht, dass dein Baby gar keine Windeln benutzt. Babys, die abgehalten werden, tragen in den meisten Fällen parallel auch Windeln, beispielsweise nachts oder unterwegs.

„Abhalten“ ist übrigens kein neuer Hipster Trend. Es ist eine Säuglingspflege, die schon vor tausenden Jahren praktiziert wurde und auch heute noch angewendet wird. Besonders in Entwicklungsländern werden Millionen von Babys von ihren Eltern zum Ausscheiden abgehalten. Was in unserer westlichen Welt aktuell regelmäßig zu Verwunderung führt, ist dort etwas „ganz normales“. Bei uns war diese Methode vor einiger Zeit auch mal verbreitet, ist allerdings mit der Einführung der Waschmaschine und der Wegwerfwindel verloren gegangen.

Abhalten – kann das mit einem Neugeborenen überhaupt funktionieren?

Babys haben von Natur aus die Fähigkeit anzuzeigen, wenn sie Ausscheiden müssen! Unser menschlicher Körper ist dazu veranlagt und jedes Neugeborene kann eindeutige Zeichen geben, wenn es machen muss. Durch den Einsatz der Windel von Geburt an, geht diese Fähigkeit oft verloren und muss im Kleinkindalter wieder neu trainiert werden.

Beim Abhalten geht es also nicht um ein Dressieren deines Kindes – im Gegenteil: Es geht darum seine natürlichen Signale wahrzunehmen, mit deinem Baby zu kommunizieren und es zu verstehen.

 

Was sind Signale eines Babys, wenn es abgehalten werden muss?

Jedes Kind ist anders und gibt andere Signale, wenn es machen muss. Es geht darum, dass du DEIN Baby und seine Signale kennenlernst und verstehst. Beobachte es. Manche Kinder verändern ihren Gesichtsausdruck, ihre Blicke oder die Gestik. Andere Kinder fangen an wilder zu strampeln oder werden unruhig. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Eltern sehr schnell lernen die Signale ihres Babys zu erkennen.

Einige Kinder zeigen deutliche Signale, andere wiederum nur sehr „kleine“, was es für die Eltern etwas schwieriger macht. Gebt euch gerade am Anfang Zeit Signale zu erkennen und macht euch keinen Druck, auch wenn es öfter mal daneben geht. Viele Eltern beginnen damit ihr Baby in bestimmten Standardsituationen abzuhalten. Zum Beispiel immer nach dem Stillen oder Füttern. Da müssen Babys oft Ausscheiden und das schafft Routine. Folgt eurer Intuition und findet euren individuellen Weg.

 

Ab wann kann man mit dem Abhalten beginnen?

Einen richtigen oder falschen Zeitpunkt gibt es für das Abhalten nicht. Experten raten dazu so früh, wie möglich nach der Geburt anzufangen, da Babys sonst lernen, dass ihre Signale zum Ausscheiden nicht gesehen werden. Sie gewöhnen sich dann daran in die Windel zu machen. Dennoch entscheidest du selbst, wann du mit dem Abhalten beginnen möchtest. Ich finde es ist nie zu spät dafür!

Gerne kannst du direkt nach der Geburt starten. Denn ja, dein Baby kann das. Dein Neugeborenes spürt, wann seine Blase voll ist und wann es seinen Darm entleeren möchte! Es gibt dir von Anfang an Signale dafür. Manche Eltern beginnen aber auch ein paar Wochen später, denn gerade direkt nach der Geburt, ist alles manchmal etwas viel. Du als Mama darfst dich erholen und nachfühlen, was und wann für dich richtig ist. Also mach dir keinen Druck – anfangen könnt ihr jederzeit, auch mit drei Monaten oder zwei Jahren!

 

Vorteile des Abhaltens

  • Ein Vorteil ist sicherlich die intensive Eltern-Kind-Bindung, die durch das Abhalten entsteht. Wenn ihr euer Baby abhaltet, müsst ihr es sehr genau beobachten. Ihr lernt so seine Signale zu lesen und seine Bedürfnisse zu erkennen. Und das gilt natürlich nicht nur für die Ausscheidungssignale, sondern auch für andere Bedürfnisse, die euer Neugeborenes hat. Hierdurch entsteht eine intensive Beziehung, die aber natürlich auch dann entstehen kann, wenn ihr nicht abhaltet – also don't worry!
  • Eine anderer schöner Vorteil ist die körperliche Selbstbestimmung des Babys. Es muss nie in seinen Hinterlassenschaften liegen.
  • Auch super ist, dass Babys durch das Abhalten seltener einen Windelausschlag oder eine Windeldermatitis haben, da sie weniger in einer vollen Windel liegen.
  • Bei Verdauungsbeschwerden, wie Bauchschmerzen und Blähungen, kann Abhalten super helfen. Durch das Abhalten und die dabei günstige Position, die die Babys zum Ausscheiden einnehmen, können sie Stuhlgang und Luft im Bauch leichter ausscheiden. Bei Babys, die an Bauchschmerzen leiden, empfehle ich immer diese Methode auszuprobieren.
  • Außerdem hat Abhalten natürlich auch einen ökologischen und finanziellen Vorteil – denn ihr spart Windeln!

 

Nachteile des Abhaltens

  • Vorurteile der Außenwelt. Die sind leider gar nicht so selten, denn Abhalten ist in unserer westlichen Welt aktuell nur wenig verbreitet und weitgehend unbekannt. Was Andere sagen, könnt ihr aber ja ignorieren!
  • Abhalten ist mit Geduld und Zeitaufwand verbunden, gerade zu Beginn, wenn ihr noch lernt euer Baby wirklich zu verstehen.
  • Es wird nicht immer klappen und auch mal zu "Unfällen" kommen. Das könnte die ein oder andere Waschmaschine und voll gemachten Klamotten mehr bedeuten.

 

Abhalten oder nicht? Der Mittelweg!

Viele junge Eltern entscheiden sich für einen Mittelweg. Hierbei wird das Baby zu typischen Zeiten und in Standardsituationen, wie nach dem Trinken und Schlafen, abgehalten und trägt zu anderen Zeiten eine Windel. Ihr könnte euer Baby stundenweise Zuhause windelfrei lassen und bewusst auf seine Signale achten. Um nachts und unterwegs entspannt sein zu können, könnt ihr ihm dann eine Windel anziehen.

Wählt EUREN Weg. Das Ganze soll keinen zusätzlichen Stress bedeuten, sondern eine Methode sein, die euer aller Leben bereichert! ;-)

 

Wie halte ich mein Baby richtig ab?

Die richtige Position hängt erstens vom Alter und Größe des Kindes ab. Und zweitens worüber, also über welchem Gefäß oder Behälter, ihr euer Kind abhaltet. Wichtig ist, das euer Baby immer gut gestützt ist – vor allem bei Neugeborenen muss der Kopf und der Rücken komplett gestützt werden.

Euer Baby sollte nah bei euch am Körper gehalten werden. Das gibt eurem Kind ein Sicherheitsgefühl, durch das es sich entspannen und "loslassen" kann. Die Beine sind in jeder Position leicht angewinkelt.

Es gibt zwei klassische Abhaltepositionen. In beiden sollten sowohl dein Baby, als auch du ein paar Minuten entspannt und bequem verharren können:

  1. Die klassische Abhalteposition: Das Kind wird in den Kniekehlen sanft gehalten. Der Rücken ist gestützt und ist so nah an euch dran, dass es euren Bauch berührt. Euer Kind kann so über die Toilette, das Waschbecken, ein Töpfchen oder eine Schüssel gehalten werden.
  2. Die liegende Position für Neugeborene: Neugeborene sollten waagerecht liegend abgehalten werden. Lege dein Baby hierfür in deinem Arm ab, wobei der Kopf gut gestützt in deiner Armbeuge liegt. Dein Baby wird von einer Seite durch deinen Arm gestützt und von der andern Seite durch deinen Kö Mit der anderen Hand umfasst du die Beine, die leicht angewinkelt sind. Auch diese Position kannst du über dem Waschbecken oder einer Schüssel anweden.

Ein Schlüsselsignal für dein Baby

Um den ganzen Prozess zu vereinfachen, kannst auch du deinem Baby ein Signal geben. Ein sogenanntes Schlüsselsignal, bei dem dein Baby versteht, dass es jetzt machen kann. Wenn du dein Baby ausgezogen hast und es in der richtigen Abhalteposition über einem Behälter ist, gibst du ihm ein bestimmtes Zeichen. Viele Eltern nutzen hierfür bestimmte Geräusche oder Töne, wie beispielsweise ein "pfffffffff" oder "ssssssssssccchhhhhhhhhhh". Es sollte immer das gleiche Geräusch sein, damit dein Baby es mit seinem Ausscheiden koppelt.

 

Was braucht man zum Abhalten eines Babys?

Es gibt extra Gefäße und Schüsseln zum Abhalten, aber besonders am Anfang und zum Ausprobieren kannst du dein Baby über dem Waschbecken oder einer alten Schüssel halten. Es gibt auch extra Windelfrei-Klamotten, damit ihr euer Kind nicht jedesmal komplett ausziehen müsst. Aber das sind alle keine Must-haves. Im Prinzip braucht ihr zum Abhalten gar nichts und könnt einfach loslegen!

Euer Baby, eure Methoden, euer Abhalten

Ob und wie Abhalten für euch in Frage kommt, bestimmt ihr. Macht euch keinen Druck, wenn es zu Beginn nicht direkt klappt. Wie mit allem anderen auch, dürft ihr euch Zeit nehmen einander kennenzulernen und euch aufeinander abzustimmen. Stück für Stück werdet ihr die Signale eures Babys immer besser verstehen und erkennen.

Wichtig ist, dass ihr euer Baby nicht in eine Abhalteposition zwingt. Wenn euer Baby anfängt zu weinen, nehmt es aus der Situation raus und probiert es zu einem anderen Zeitpunkt nochmal. Seid nicht sauer oder enttäuscht, wenn euer Baby nicht in der Abhalteposition ausscheidet oder wenn mal was daneben geht. Das ist alles normal und gehört zum Prozess dazu.

 

Ich wünsche euch wundervolle Routinen, die zu euch passen. Genießt die Zeit und erlaubt euch Dinge so zu handhaben, wie es sich für euch gut und richtig anfühlt.

Alles Liebe und Gute,
Eure baybies Hebamme Ana

 

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