Geburtsphasen - Wie läuft eine Geburt ab?

Geburtsphasen - Wie läuft eine Geburt ab?

Eine Geburt ist das Natürlichste der Welt, der Ursprung von uns allen und gleichzeitig jedesmal wieder ein Wunder. Als Hebamme durfte ich bereits viele Geburten und Geburtsphasen miterleben und ich kann dir sagen: Jede Geburt ist einzigartig, nimmt ihren eigenen Verlauf und hat ihr eigenes Tempo.

Und doch gibt es bestimmte Geburtsphasen, an denen ihr euch als werdende Eltern orientieren könnt. Sie zu kennen hilft, um zu wissen, was auf dich und euch zukommt. Sie können dir einen Rahmen geben, damit du besser verstehst, was als Gebärende in deinem Körper passiert – und gleichzeitig darfst du im Hinterkopf behalten, dass deine Geburt einzigartig ist.

In diesem Artikel gebe ich dir einen Einblick in die unterschiedlichen Geburtsphasen:

  • Jede Geburt hat ihren eigenen Rhythmus
  • Stillstand während der Geburt
  • Der Ablauf einer Geburt
  • Die unterschiedlichen Geburtsphasen:
    • Die Eröffnungsphase
    • Die Übergangsphase
    • Die Austreibungsphase
    • Die Nachgeburtsphase

Jede Geburt hat ihren eigenen Rhythmus

Jede Geburt ist etwas besonderes und aufregendes. Ich weiß, dass viele Frauen sich darauf vorbereiten möchten, wissen wollen, was in etwa auf sie zukommt. Es gibt weder Zeitplan noch Checkliste, aber dennoch möchte ich dir die Geburtsphasen und Prozesse beschreiben.

Als angehende Hebamme habe ich gelernt, dass sich der Muttermund unter der Geburt einen Zentimeter pro Stunde öffnet. Das bedeutet, dass es zehn Stunden dauert, bis sich der Muttermund vollständig geöffnet hat. Diese Information hält sich gesellschaftlich wacker, entspricht allerdings nicht der Realität. Unser Körper ist keine Maschine und öffnet den Muttermund nicht nach festgelegten Normen, sondern in seinem eigenen Tempo.

Jeder Körper ist unterschiedlich und entwickelt die Geschwindigkeit, die sowohl für dich, als auch dein Baby passend ist. Lass dich nicht verunsichern, wenn sich dein Muttermund langsamer öffnet und vertraue darauf, dass dein Körper weiß, was richtig ist.

Eine Geburt kann ruckizucki gehen oder sich über viele Stunden ziehen – beides ist normal. Wichtig ist, dass du als Gebärende unter der Geburt Raum, Zeit und Vertrauen hast, damit du in deinem Rhythmus gebären kannst.

Stillstand während der Geburt

Vielleicht hast du davon schon einmal gehört: Manchmal kommt es während einer Geburt zu einem ‚Stillstand‘, einem Zustand, in dem es nicht weiter geht.

 Dieser „normale“ physiologische Stillstand unter der Geburt tritt immer mal wieder auf und ist kein Grund zur Sorge. Wenn du eine gute, das heißt kontinuierliche Betreuung an deiner Seite hast und physiologisch alles gut ist, besteht kein Grund zum Eingreifen. Oft braucht dein Körper oder vielleicht auch dein Baby diese „Pause“, um Kraft zu tanken für die restliche Geburt.

Der Ablauf einer Geburt

Wie der genaue Ablauf einer Geburt ist, ist abhängig vom Geburtsort, also wo du dein Baby zur Welt bringst. Ich gehe hier von einer Geburt im Krankenhaus aus.

  • Wenn du mit Wehentätigkeit im Kreißsaal ankommst, wird meist zuerst ein CTG So werden die Herztöne deines Babys und die Wehentätigkeit kontrolliert.
  • Danach wirst du von einer Hebamme vaginal untersucht, um den Geburtsfortschritt zu kontrollieren und einzuschätzen, wie weit der Muttermund bereits geöffnet ist.
  • Die Hebamme tastet von außen deinen Bauch ab und stellt die Lage deines Babys Bei Unklarheiten wird ein Ultraschall gemacht.
  • Deine Vitalzeichen, wie Blutdruck, Puls und Temperatur werden kontrolliert.
  • Früher hat jede Frau routinemäßig einen Einlauf bekommen und die Schamhaare wurden rasiert – das ist nicht mehr so! Du kannst selbst entscheiden, ob du einen Einlauf machen möchtest oder nicht. Besprich dich gerne mit deiner betreuenden Hebamme, ob es in deiner Situation Sinn macht.

Störfaktoren für eine Geburt

Eine Geburt kann durch Störfaktoren beeinträchtigt werden. Schon kleine Faktoren können Wehen hemmen und den Geburtsprozess stören. Unser Neokortex, ein Teil unserer Großhirnrinde, spielt bei der Geburt eine wichtig Rolle. Er ist ausschlaggebend dafür, dass der Geburtsverlauf möglichst ungehindert stattfinden kann – und sollte daher am besten nicht stimuliert werden. Ich empfehle daher Störfaktoren, so gut es geht, zu minimieren.

Störfaktoren einer Geburt können beispielsweise sein:

  • Zu grelles Licht
  • Laute Gespräche und Geräusche
  • Viele Menschen und Gewusel
  • Alles, was dich als werdende Mama ablenkt und aus deinem Flow bringt

Nur, wenn du dich als Gebärende sicher und geborgen fühlst, kann auch das Wehenhormon Oxytocin gut fließen. Durch die Fahrt in den Kreißsaal, den Ortswechsel und die neuen Menschen um dich rum, werden die Wehen gehemmt. Von daher ist es ganz normal, dass auch, wenn du vorher eine regelmäßige Wehentätigkeit hattest, diese mit der Ankunft im Kreißsaal erstmal pausiert. Erst wenn du auch mental angekommen bist, dich wohlfühlst und wieder in den Flow kommst, setzen die Wehen erneut ein und werden regelmäßiger.

Mein Hebammentipp: Achte auf das Licht!

Für eine entspannte Geburt finde ich das richtige Licht besonders wichtig. Das Hormon Melatonin, welches so wichtig ist für den Geburtsverlauf, wird bei Dunkelheit ausgeschüttet! Zu grelles Licht kann ein Störfaktor sein und Einfluss auf den Geburtsverlauf haben. Bittet deswegen proaktiv danach das Licht zu dimmen oder sogar auszuschalten.

Ich empfehle immer eine kleine Lampe, beispielsweise eine Salzkristalllampe oder eine Lichterkette, mitzubringen. Kerzen sind im Krankenhaus nicht erlaubt!

Merkliste für deine Geburt:

  • Die Gebärende sollte sich wohlfühlen, um einen ungestörten Geburtsverlauf erleben zu können. Hierfür sollte sie in einer gemütlichen Umgebung sein und ihre Bedürfnisse sollten erfüllt sein: Kein Hunger oder Durst, kein Frieren usw.
  • Die werdende Mama muss sich sicher fühlen. Hierfür braucht es eine gute Betreuung. Im Optimalfall ist das eine eins-zu-eins Betreuung einer Hebamme, die während des Geburtsprozesses an ihrer Seite bleibt. Auch der Partner oder eine nahestehende Person kann eine große Hilfe und Unterstützung sein.
  • Es sollten möglichst keine Störfaktoren

Die unterschiedlichen Geburtsphasen

Eine Geburt wird in vier Phasen eingeteilt:

  • Die Eröffnungsphase (Latenzphase und aktive Eröffnungsphase)
  • Die Übergangsphase
  • Die Austreibungsphase
  • Die Nachgeburtsphase

Die erste Phase der Geburt: Die Eröffnungsphase 

Genau genommen gibt es bei einer Geburt noch eine Phase vor der aktiven Eröffnungsphase: die Latenzphase. Das ist die Zeit des Übergangs zwischen Schwangerschaft und Geburt, in der sich der Körper auf die aktive Geburt vorbereitet. In dieser Phase spürt die Schwangere bereits Wehen, allerdings mit großen Abständen und sehr unregelmäßig.

Dies geschieht in der Latenzphase vor der Geburt:

  • Das Gewebe der Schwangeren wird weicher und geschmeidig und der Muttermund bereitet sich auf die Öffnung vor.
  • Der Gebärmutterhals verkürzt sich und der Muttermund öffnet sich eventuell schon ein paar Zentimeter.
  • Es kann zu einer leichten Zeichenblutung und/oder Schleimabgang kommen, möglicherweise geht der Schleimpfropf ab.
  • Viele Frauen müssen häufig zur Toilette und haben Durchfall. 

Für diese Phase der Geburt gibt es keine Zeitangabe, sie kann lange sein und sich über mehrere Tage ziehen oder nur kurz dauern. Wenn du dich gut fühlst und eine gesunde Schwangerschaft hast, brauchst du in dieser Phase noch nicht im Kreißsaal sein oder eingreifen.

Oft sind die Gebärenden frustriert da es keinen wirklich erkennbaren Geburtsfortschritt gibt und diese Zeit kräftezehrend sein kann. Auch wenn es in dieser Phase „kaum vorangeht“ ist sie wichtig und sinnvoll für deinen Körper. Sie bereitet ihn vor und legt die Grundlage für die aktive Eröffnungsphase. Nutze diese Zeit, um dich auf die Geburt einzustimmen und langsam von der Schwangerschaft loszulassen. Vielen Frauen tut in dieser Zeit Wärme gut. Versuche zu schlafen und Ruhe zu halten. 

Die aktive Eröffnungsphase

Wenn die Wehen anhalten und regelmäßiger werden, bist du in der aktiven Eröffnungsphase. Diese Phase ist meist die längste Phase einer Geburt und dauert häufig zwischen acht und 14 Stunden an. Während dieser Zeit öffnet sich der Muttermund – laut Lehrbuch bis auf acht Zentimeter. Das Baby rutscht Stück für Stück tiefer und sein Köpfchen tritt langsam in den Beckeneingang ein. Die Wehen werden in dieser Zeit kräftiger und länger und die Pausen dazwischen kürzer.

Im Laufe der Eröffnungsphase kommt es häufig zu einem Blasensprung. Hierbei öffnet sich deine Fruchtblase, sollte nicht schon vorher Fruchtwasser abgegangen sein. (Manche Geburten beginnen auch mit einem Blasensprung.)

Die zweite Geburtsphase: Die Übergangsphase

Nach der Eröffnungsphase beginnt die kurze, aber intensive Übergangsphase. Sie ist der Übergang hin zur Austreibungsphase. Nun öffnet sich der Muttermund vollständig – laut Lehrbuch von acht auf zehn Zentimeter. Das Kind wird weiter durchs Becken geschoben und rückt noch tiefer.

Für viele Frauen ist diese Phase sehr anstrengend. Als Hebamme höre ich an diesem Zeitpunkt oft Sätze, wie „Ich kann nicht mehr!“ oder „Ich will doch einen Kaiserschnitt!“. Besonders in dieser Zeit braucht die Gebärende bestärkende Betreuung durch Hebammen oder Zuspruch von ihrem Partner.

Die dritte Phase der Geburt: die Austreibungsphase

In der Austreibungsphase ist der Muttermund vollständig geöffnet – das bedeutet allerdings nicht, dass es direkt zur Geburt des Kindes kommt, wie es in Filmen häufig dargestellt wird. Es kann bis zu zwei Stunden dauern, bis sich das Kind durchs Becken dreht.

  1. Der Reflektorische Pressdrang

Die jetzt sehr starken und kräftigen Wehen schieben das Kind Stück für Stück tiefer bis man im Scheidenausgang den Kopf sehen und spüren kann. Wenn das Kind tief im Becken liegt und mit dem Kopf auf den Enddarm drückt, kommt es zu einem reflektorischen Pressdrang. Jede Frau spürt unterschiedlich früh oder spät den Drang mitschieben zu müssen. Das ist abhängig davon, wie das Kind und sein Köpfchen im Becken und auf dem Darm liegen.

Viele Frauen empfinden diese aktiven Presswehen angenehmer, als die Eröffnungsphase, da sie aktiv in den Wehen mitschieben können. Außerdem schüttet dein Körper nun viele Hormone aus, die dir neue Kraft verleihen und den Schmerz betäuben – sehr smart von unserem magischen Körper ☺!

In dieser Phase fühlen sich Gebärende wie in einem Rausch – sie sind ganz bei sich und dem Kind und konzentrieren sich auf die Geburt. Viele Frauen wollen nicht mehr angefasst oder berührt werden, weil es sie ablenkt.

  1. Das Baby wird geboren

Meistens wird mit einer Austreibungswehe zuerst der Hinterkopf geboren, mit der nächsten Wehe folgt dann der Rest des Kopfes: Stirn und Gesicht. Nachdem der Kopf bereits geboren wurde, kommt einem die Wehenpause lang vor. Das Baby dreht sich noch einmal damit die Schultern durchs Becken passen und dann der Rest des Körpers geboren werden kann.

Dann ist es da: euer Baby! Es ist geboren und noch mit dir über die Nabelschnur verbunden. Solange die Nabelschnur noch pulsiert, fließt noch Blut aus der Plazenta zu deinem Kind. Sie sollte erst abgenabelt, also durchtrennt werden, wenn sie auspulsiert ist. Die Hebamme oder du selbst kannst das an der Nabelschnur spüren.

Die letzte Geburtsphase: Die Nachgeburtsphase

Nach der Geburt bist du wahrscheinlich erleichtert, platt und einfach nur glücklich. Du hast es geschafft und hältst dein Baby in den Armen. Für dein Mini ist alles neu und unbekannt. Wichtig ist jetzt viel nackter Hautkontakt und Wärme.

Ganz beendet ist die Geburt allerdings noch nicht: Die Plazenta (der Mutterkuchen) muss auch noch geboren werden!

Deine Gebärmutter zieht sich nach der Geburt des Babys stark zusammen und kontrahiert sich – das bezeichnet man als Nachgeburtswehen. Durch die Kontraktionen löst sich die Plazenta von der Gebärmutterinnenwand ab. Deine Hebamme wird von außen tasten, ob die Plazenta schon gelöst ist und dich anleiten die Plazenta mit einer Wehe zu gebären. Dies kann direkt nach der Geburt deines Kindes sein oder einige Zeit (30 Minuten) dauern.

Der Ablauf nach der Geburt

Mit der Geburt der Plazenta kommt auch einiges an Blut mit aus der Gebärmutter – das ist normal und gehört dazu. Deine Hebamme oder ein Arzt kontrolliert ob die Plazenta vollständig herausgekommen ist, um sicher zu gehen, dass sich keine Reste mehr in deiner Gebärmutter befinden. Außerdem kontrolliert sie mit Tasten auf dem Bauch, ob deine Gebärmutter fest ist und sich gut zusammenzieht.

Deine Hebamme guckt auch, ob es zu einer Geburtsverletzung gekommen ist – je nach dem ob es blutet oder nicht müssen Wunde zeitnah versorgt werden.

Und dann hast du es geschafft und hast Zeit anzukommen, dein Baby kennenzulernen und zu ruhen. Es wird empfohlen „so schnell wie möglich“ das Baby an die Brust anzulegen, damit der Milchfluss angeregt wird. Lasse dir hierbei gerne von deiner Hebamme helfen.

 Meistens ist man in etwa zwei Stunden nach Geburt noch im Kreißsaal und wird beobachtet. Auch die U1, also die erste Untersuchung deines Kindes findet dort statt. Anschließend werdet ihr auf die Wochenbettstation verlegt. Falls du dich für eine ambulante Geburt entschieden hast, bleibt ihr etwa für vier Stunden zur Überwachung im Kreißsaal und dürft dann als frisch gebackene Familie nach Hause gehen und in euer Familienglück starten.

Deine Geburt – ein Moment, für die Ewigkeit

Ein altes Sprichwort besagt, dass bei einer Geburt nicht nur ein Mensch, sondern drei neue Menschen auf die Welt kommen. Das Baby, eine Mama und ein Papa. Und ja, das stimmt. Eine Geburt ist das Natürlichste der Welt und gleichzeitig etwas so magisches und einzigartiges.

Egal, wie schnell oder langsam, ob im Krankenhaus oder Zuhause – es ist DEINE Geburt. Du fühlst, was du brauchst. Schaffe dir eine wohlige Atmosphäre und lasse dich von deinem Körper leiten.

Ich wünsche euch von Herzen alles Gute,

eure baybies-Hebamme Ana 

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