Die ersten Tage mit deinem Baby sind voller neuer Eindrücke, Emotionen – und auch wichtiger medizinischer Untersuchungen. Zwei davon sind die U1 und U2. Sie gehören zu den sogenannten U-Untersuchungen, die sicherstellen sollen, dass dein Kind gesund aufwächst und mögliche Auffälligkeiten frühzeitig erkannt werden.
Was sind U-Untersuchungen überhaupt?
U-Untersuchungen sind gesetzlich vorgeschriebene Vorsorgeuntersuchungen für Kinder – sie beginnen direkt nach der Geburt (mit der U1) und begleiten dein Kind bis ins Jugendalter. Dabei geht es nicht nur um körperliche Gesundheit, sondern auch um die geistige und soziale Entwicklung.
Ihr Ziel ist es, diese Entwicklung regelmäßig zu beobachten und bei Bedarf gezielt fördern zu können. Frühzeitig erkannt, lassen sich viele Erkrankungen oder Entwicklungsverzögerungen gut behandeln – deshalb ist diese medizinische Begleitung so wichtig.
Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenversicherung vollständig übernommen. In den meisten Bundesländern sind die U1 bis U9 sogar verpflichtend. Verpasste Termine werden an das Einwohnermeldeamt oder Gesundheitsamt gemeldet. Du bekommst dann eine Erinnerung, damit dein Kind keine Untersuchung versäumt. Das wirkt streng, aber die Idee dahinter ist, jedem Kind in Deutschland die bestmögliche medizinische Versorgung zu bieten - unabhängig von Herkunft, Lebenssituation oder Wohnort.
U1 – Die erste Untersuchung direkt nach der Geburt
Die U1 findet innerhalb der ersten Minuten nach der Geburt statt – in der Regel noch im Kreißsaal. Meist übernimmt die Hebamme diese Untersuchung, insbesondere wenn dein Baby gesund und stabil zur Welt kommt. Sollte es Besonderheiten geben, wird eine Ärztin oder ein Arzt hinzugezogen.
Geprüft wird, ob dein Baby lebensfähig ist. Dabei achtet die Fachperson auf Atmung, Herzschlag, Muskeltonus, Hautfarbe und Reflexe. Der sogenannte APGAR-Score wird nach 1, 5 und 10 Minuten ermittelt – je höher die Punktzahl, desto stabiler der Zustand deines Babys. Außerdem erhält dein Neugeborenes Vitamin-K-Tropfen zur Vorbeugung gegen Blutgerinnungsstörungen.
Diese erste Untersuchung erfolgt idealerweise ganz nah bei dir – zum Beispiel auf deiner Brust oder direkt neben dir im Bett. Sollte dein Baby aus medizinischen Gründen kurzzeitig von dir getrennt sein, kann dein Partner oder deine Begleitperson in der Nähe bleiben. So fühlt sich dein Baby von Anfang an sicher und gut begleitet.
Neugeborenen-Screening: Fersenbluttest zwischen 36 und 72 Stunden
Zwischen U1 und U2 steht eine weitere wichtige Maßnahme an: das sogenannte Neugeborenen-Screening. Dabei wird deinem Baby ein paar Tropfen Blut aus der Ferse entnommen. Getestet wird auf seltene, aber behandelbare Stoffwechsel- und Hormonstörungen wie z. B. Hypothyreose oder Mukoviszidose.
Das Screening darf frühestens nach 36 Stunden Lebensalter durchgeführt werden und muss spätestens 72 Stunden nach der Geburt erfolgen. Dieser Zeitraum ist entscheidend – das Screening ist also nicht automatisch Teil der U2, sondern hängt vom Zeitpunkt ab.
Bei stationären Geburten wird der Test oft in der Klinik gemacht, wenn das Baby alt genug ist. Bei ambulanten Geburten oder Hausgeburten übernimmt ihn manchmal die Hebamme – sprich das am besten schon vor der Geburt mit ihr ab. Falls sie das Screening nicht anbietet, muss es zeitnah in einer Klinik oder Kinderarztpraxis durchgeführt werden.
U2 – Die zweite Untersuchung in den ersten Lebenstagen
Die U2 ist die erste umfassende kinderärztliche Untersuchung. Sie findet zwischen dem 3. und 10. Lebenstag statt. Wenn ihr noch stationär in der Klinik seid, wird sie meist dort durchgeführt. Andernfalls macht ihr einen Termin in einer Kinderarztpraxis. Es gibt auch wenige Ärzt:innen, die für die U2 Hausbesuche anbieten – allerdings ist das eher die Ausnahme.
Gerade wenn du ambulant entbunden hast oder schnell nach Hause gehst, kann es angenehm sein, den U2-Termin näher an den 10. Tag zu legen. So bleibt euch etwas mehr Ruhe in den ersten Tagen.
Tipp: Kümmere dich am besten schon während der Schwangerschaft um eine passende Kinderarztpraxis. Viele Praxen sind gut ausgelastet. Frag frühzeitig nach, ob neue Patienten aufgenommen werden, und kündige an, dass ihr die U2 dort machen möchtet. Den konkreten Termin vereinbart ihr dann nach der Geburt.
Bei der U2 wird dein Baby gründlich untersucht: Herz, Lunge, Bauchorgane, Genitalien, Haut, Augen, Wirbelsäule und Hüften stehen im Fokus. Auch das Nervensystem wird überprüft – Reflexe, Muskeltonus und Reaktionen geben wichtige Hinweise auf die Entwicklung. Dazu kommen Messungen von Gewicht, Größe und Kopfumfang sowie eine Einschätzung des Trinkverhaltens und der Verdauung. Falls es vorher nicht gemacht wurde, kann auch ein Hörscreening stattfinden.
Fazit
Die U1 und U2 sind mehr als nur formale Termine – sie sind ein bedeutender Startpunkt in das Leben deines Babys. Sie helfen dabei, die Gesundheit deines Kindes ganz früh im Blick zu behalten und mögliche Probleme rechtzeitig zu erkennen. Deshalb solltest du unbedingt auf die Termine achten - auch wenn alles “gut aussieht”.
Hast du Fragen zur U2 oder zur weiteren Entwicklung deines Babys? Dann notiere dir deine Gedanken ruhig im Vorfeld. In der Praxis vor Ort vergisst man meist schnell, was man eigentlich besprechen wollte. Und zu guter letzt: Es ist absolut okay, alles zu fragen, was dir auf dem Herzen liegt!
Alles Liebe wünscht dir,
deine Hebamme Ana