Eine Schwangerschaft ist ein Geschenk, der Prozess im Körper ein Wunder und die Geburt eines neuen Menschen ein Meisterwerk. Und doch gibt es da auch all die Unsicherheiten und Sorgen. Eine Schwangerschaft – und alles was dazu gehört – kann eine Achterbahn der Erfahrungen sein. Und darum gibt es sie: die Expertinnen, die dich durch diese Zeit, wie eine Freundin, begleiten: Hebammen. Aber, was macht eine Hebamme eigentlich?
Und, wie wichtig ist eine Hebamme während der Schwangerschaft und der Zeit danach? Darum und um diese Themen geht es in diesem Artikel:
- Was macht eine Hebamme? Was sind die Aufgaben einer Hebamme?
- Begleitung durch eine Hebamme in der Schwangerschaft
- Welche Untersuchungen kann eine Hebamme durchführen?
- Eine Hebamme für die Geburt
- Hebammen Begleitung im Wochenbett
- Brauche ich eine Hebamme?
- Wo findet man eine Hebamme?
Was macht eine Hebamme? Was sind die Aufgaben einer Hebamme?
Eine Hebamme steht dir (und deiner Familie) von Anfang der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit beziehungsweise bis zum Beginn der Beikost zur Seite. Hebammen sind qualifizierte Fachkräfte für alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit.
Eine Hebamme ist eine Expertin, die werdende und junge Eltern medizinisch und psychosozial berät und Ihnen zur Seite steht. Sie unterstützt den natürlichen Verlauf von Schwangerschaft und Geburt und steht euch mit Rat und Tat zur Seite. Sollte etwas nicht physiologisch, also nicht regelrecht, verlaufen, zieht sie einen Arzt hinzu. Oft arbeiten Hebammen und Gynäkologinnen eng zusammen.
Die meisten Hebammen in Deutschland sind Frauen. Es gibt ein paar ganz wenige Männer, diese hat man Entbindungspfleger genannt, aber seit 2020 nennt man männliche Geburtshelfer auch Hebammen – was ja auch Sinn macht, denn die Tätigkeit geht eben weit über die Entbindung hinaus.
Kann eine Hebamme alleine eine Geburt betreuen?
Eine natürliche, regelrechte Geburt kann eine Hebamme alleine begleiten und ist vollumfänglich medizinisch dazu ausgebildet. Wenn du Interesse an einer Hausgeburt hast, informiere dich am besten vorab, welche Hebammen dies in deiner Region anbieten. Auch wenn alle Hebammen entsprechend ausgebildet sind, bietet nicht jede die Begleitung einer Hausgeburt an. (Dazu weiter unten mehr.)
Eine Hebamme darf eine Geburt alleine betreuen, Ärzte dürfen dies nicht (außer in Notfällen). Es ist in Deutschland durch die Hinzuziehungspflicht gesetzlich geregelt, dass bei einer Geburt immer eine Hebamme anwesend sein muss.
Wann sollte man sich um eine Hebamme kümmern?
Am besten so früh, wie möglich. Du kannst dich bereits ab einem positiven Schwangerschaftstest auf die Suche nach einer Hebamme machen! Warum das teilweise super wichtig ist, erfährst du weiter unten.
Wie findet man eine passende Hebamme?
Jede Hebamme arbeitet anders, hat ihren individuellen Schwerpunkt und bietet unterschiedliche Leistungen an. Es gibt Hebammen, die Vor- und Nachsorgen anbieten, es gibt welche, die ‚nur‘ Kurse geben oder sogar Hausgeburten begleiten.
Informiere dich vorab oder in einem Erstgespräch mit der Hebamme, wie sie arbeitet und was sie anbietet. Überlege dir, was dir wichtig ist. Viele Hebammen haben Zusatzqualifikationen, beispielsweise als Stillberaterin oder Yogatrainerin für Schwangere. Je genauer du weißt, was du möchtest, desto einfacher wird es, eine passende Hebamme zu finden.
Begleitung durch eine Hebamme in der Schwangerschaft
Von Beginn an deiner Schwangerschaft hast du Anrecht auf die Betreuung durch eine Hebamme. Du kannst dich direkt ab deinem positiven Schwangerschaftstest auf die Suche nach einer passenden Hebamme machen. Was viele nicht wissen: Eine Hebamme kann deine Schwangerschaft offiziell feststellen und dir den Mutterpass ausstellen.
Welche Untersuchungen kann eine Hebamme durchführen?
Deine Hebamme kann alle notwendigen Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft durchführen (vorausgesetzt es liegt keine Risikoschwangerschaft vor und du bist gesund). Die einzigen Ausnahmen sind die in den Mutterschaftsrichtlinien festgelegten drei Ultraschall-Untersuchungen, die von einem Gynäkologen oder einer Frauenärztin gemacht werden müssen.
Bei einer Vorsorgeuntersuchung misst die Hebamme deinen Blutdruck. Sie tastet deinen Bauch ab und fühlt die Lage und Größe deines Kindes im Bauch. Außerdem misst sie deinen Bauchumfang, hört die Herztöne des Kindes ab (mit einem Pinard-Rohr oder einem Dopton), testet mit Urinstreifen deinen Urin und misst eventuell den vaginalen pH-Wert. Neben diesen physiologischen Untersuchungen berät sie dich im Hinblick auf Schwangerschaftsbeschwerden oder wenn dir sonst etwas am Herzen liegt.
Viele Hebammen bieten darüberhinaus auch Blutuntersuchungen an, beispielsweise für den empfohlenen Zuckertest. Sie arbeiten mit einem Labor zusammen und können dir Zuhause Blut abnehmen.
Ein großer Vorteil die Vorsorgeuntersuchungen von einer Hebamme machen zu lassen: Sie kommen meistens zu dir nach Hause. Das bedeutet für dich also kein Fahren zu und Warten in einer gynäkologischen Praxis. Und: Hebammen haben oft mehr Zeit für ein persönliches Gespräch, können individuell auf dich eingehen und dir auch bei Sorgen und Kummer zur Seite stehen.
Eine Hebamme für die Geburt
Hebammen arbeiten sehr unterschiedlich und bieten nicht alle die gleiche Geburtsbetreuung an: manche begleiten Geburten, anderen betreuen dich ‚nur’ davor und danach. Je nachdem, wie du dein Baby zur Welt bringen möchtest, solltest du eine passende Hebamme für dich auswählen. Ich stelle dir gleich die verschiedenen Möglichkeiten vor.
Eine Hebamme kann dir dabei helfen, den für dich richtigen und passenden Geburtsort zu wählen. Sie kann dich über unterschiedliche Möglichkeiten aufklären und mit dir Vor- und Nachteile verschiedener Geburtsorte besprechen (Krankenhaus, Geburtshaus, Hausgeburt). Für was du dich letztlich entscheidest, liegt natürlich bei dir.
Einige Hebammen bieten auch Geburtsvorbereitungskurse an oder können dir einen solchen Kurs vermitteln.
Eine Hebamme für die Geburt im Krankenhaus
Krankenhaus-Hebammen
Im Krankenhaus arbeiten Hebammen im Schichtdienst. Das bedeutet die Hebamme wechselt, sobald eine Schicht zu Ende ist. Während deiner Geburt im Krankenhaus hast du stets eine Hebamme an deiner Seite, je nachdem wie lange deine Geburt dauert, können dies aber mehrere und unterschiedliche sein.
Beleghebammen
Darüberhinaus gibt es Beleghebammen. Diese haben einen Vertrag mit einer bestimmten Klinik, arbeiten aber freiberuflich. Eine Beleghebamme ist sozusagen deine eigene Hebamme, die du mit in den Kreißsaal bringst und die sich während der gesamten Geburt nur um dich kümmert – solange bis dein Kind geboren ist. Deine Beleghebamme übernimmt in der Regel auch die Vorsorgeuntersuchungen und die Wochenbettbetreuung.
Eine Beleghebamme musst du dir selbst vorab suchen. Und dies am besten sehr, sehr früh! Ich empfehle Schwangeren, sobald sie einen positiven Schwangerschaftstest haben, sich nach einer Beleghebamme umzusehen.
Funfact dazu: Ich habe selbst in Berlin als Beleghebamme gearbeitet – viele Schwangere haben erzählt, dass sie uns Beleghebammen als Erstes kontaktiert haben – sogar noch bevor sie ihrem Mann von der Babynachricht erzählt haben.
Mit einer Beleghebamme hast du unter der Geburt eine 1-zu-1-Betreuung. Das finde ich wichtig und wertvoll. Die Kosten einer Beleghebamme werden von den Krankenkassen übernommen. Ausgenommen davon ist die Rufbereitschaft, wofür die Hebammen selbst eine Pauschale festsetzen.
Leider gibt es in Deutschland nicht viele Beleghebammen und in manchen Regionen ist es schwierig eine zu finden. Viele Frauen wissen außerdem gar nicht, von dieser Art der Hebammenbetreuung. Ich kann dir dies nur ans Herz legen!
Eine Hebamme für die Geburt im Geburtshaus
In den allermeisten Städten und Regionen gibt es Geburtshäuser, als Alternative zum Kreißsaal im Krankenhaus. In Geburtshäusern arbeiten Hebammen in kleinen Teams zusammen. Wenn du dich für eine Geburt im Geburtshaus entscheidest, lernst du während deiner Schwangerschaft alle Hebammen kennen.
Während deiner Geburt im Geburtshaus, wirst du von der Hebamme begleitet, die dort ist, wenn du ankommst. Diese betreut dich 1-zu-1 während deiner Geburt. Auch in Geburtshäusern sind die Plätze schnell vergeben, so dass du dich auch hier am besten frühzeitig anmeldest. ..und ja, ich weiß, gerade als Erstgebärende wirkt es absurd sich direkt nach einem positiven Schwangerschaftstest, um die Geburt zu kümmern – die Erfahrung zeigt aber, wie wichtig das ist!
Eine Hebamme für eine Hausgeburt
Als Drittes gibt es Hebammen, die anbieten dich komplett Zuhause zu betreuen und Hausgeburten begleiten. Auch hier, du ahnst es: Kümmere dich frühzeitig! Hausgeburtshebammen bieten, ähnlich wie Beleghebammen, das ‚Komplettpaket‘ an und betreuen dich rundum: Von der Vorsorge, über die Geburt bis zur Nachsorge, im Wochenbett und der Stillzeit.
Hebammen Begleitung im Wochenbett
Nach der Geburt kommt deine Hebamme zur Nachsorge zu dir nach Hause. Wenn du im Krankenhaus oder in einem Geburtshaus entbunden hast, kommt deine Hebamme direkt zu dir, sobald du Zuhause bist. In den ersten Tagen kommen die meisten Hebammen täglich vorbei und dann in immer größeren Abständen.
Deine Hebamme schaut während deines Wochenbetts, zum einen wie es dir geht. Sie beobachtet deine Rückbildung und überprüft ob entstandene Wunden, wie Geburtsverletzungen oder Narben, richtig abheilen. Sie schaut nach deinem Wochenfluss und tastet deine Gebärmutter ab. Zum anderen kontrolliert die Hebamme dein Neugeborenes. Sie wiegt es, guckt seine Haut an und pflegt, wenn nötig, den Nabelschnurrest.
Eine Hebamme schaut medizinisch nach euch und berät euch im Handling und alltäglichen Fragen!
Außerdem gibt sie dir und deinem Partner Tipps im Handling mit dem Neugeborenen. Das ist gerade für Paare, die das erste Mal Eltern geworden sind, so wichtig. Denn besonders in den ersten Wochen wirken Babys so zart und zerbrechlich. Da ist wertvoll jemanden zu haben, der euch zeigt, wie ihr es wickelt, wie ihr es am besten baden und im Tragetuch tragen könnt.
Eine große Rolle in der Nachsorge Betreuung spielt auch die Ernährung des Babys. Wenn du stillst ist deine Hebamme deine Ansprechpartnerin für Anlegetechniken und bei Stillschwierigkeiten. Eine Hebamme hilft auch bei allen Fragen rund ums Fläschchen zubereiten und geben.
Neben all dieser praktischen Unterstützung spielt auch der psychosoziale Aspekt eine Rolle. Deine Hebamme spricht mit dir über die Geburt und hilft dir (und dem Baby) Erlebnisse der Geburt zu verarbeiten. Sie unterstützt euch beim Bonding zu eurem Baby und ist für alle Fragen da, die bei euch aufkommen.
Deine Hebamme ist bis zum Ende der Stillzeit deine Ansprechpartnerin. Du kannst sie jederzeit alles fragen und Termine vereinbaren.
Einige Hebammen bieten auch nach der Geburt unterschiedliche Kurse an. Hierzu gehören zum Beispiel Rückbildungskurse, Babymassagekurse oder Stillgruppen. Solche Gruppen sind für viele junge Mütter über den Inhalt hinaus toll, um Gleichgesinnte mit Babys kennenzulernen.
Brauche ich eine Hebamme?
Du siehst: Hebammen bieten viele unterschiedliche Leistungen an und können dich von Beginn deiner Schwangerschaft, bis zur Einführung von Beikost begleiten. Sie sind Expertinnen für alle physiologischen Prozesse der Schwangerschaft, Geburt und des Wochenbetts und sind außerdem Ansprechpartnerinnen für jeden Kummer und jede Frage. Deswegen rate ich: Ja, du solltest eine Hebamme haben. Sie kann in dieser aufregenden Zeit eine so wichtige Stütze und Unterstützung sein!
Wichtig ist, dass du dich frühzeitig um eine Hebamme kümmerst, die das anbietet, was dir wichtig ist. Informiere dich über unterschiedliche Leistungen und besprich mit potentiellen Hebammen, was du dir wünschst und wie du dir deine Geburt vorstellst.
Die meisten Hebammen-Leistungen werden von gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen, die Hebamme rechnet direkt mit deiner Krankenkasse ab. Wenn du privat versichert bist, informiere dich, welche Leistungen übernommen werden. In Deutschland hat zwar jede Schwangere Anspruch auf eine Hebamme – in der Realität sieht das aber manchmal anders aus.
Übrigens: Auch wenn du eine Fehlgeburt hattest, hast du Anspruch auf Hebammen-Leistungen. Eine Hebamme begleitet dich in dieser Zeit bei all deinen Fragen und vermittelt dir Hilfsangebote. Und auch Eltern, die ein Kind adoptiert haben, haben Anspruch auf die Betreuung durch eine Hebamme.
Wo findet man eine Hebamme?
Um eine passende Hebamme zu finden, hast du verschiedenen Möglichkeiten. Toll ist, wenn du im Freundes- oder Bekanntenkreis Empfehlungen bekommst. Du kannst aber auch deinen Frauenarzt nach Kontakten fragen oder du googelst. Die meisten Hebammen haben inzwischen eine Onlinepräsenz über die du sie findest und auch direkt einen Eindruck über ihre Leistungen erhältst. Alternativ kannst du auch in deinem nächstgelegenen Krankenhaus nachfragen oder Hebammenkontakte über deine Krankenkasse erhalten.
Die Hebamme an deiner Seite
Eine Hebamme ist, wie das Geländer einer Treppe. Du kannst jede Stufe auch alleine nehmen, sie aber kann dir Halt und Unterstützung geben, wenn es mal wackelig wird. Sie ist an deiner Seite und jederzeit da, wenn du sie brauchst – sowohl körperlich, als auch mental.
Ich bin seit vielen Jahren Hebamme und ich bin selbst Mama. Ich könnte so viele Geschichten erzählen von den Frauen, die ich begleitet und von den Babys, die ich unterstützt habe mit auf die Welt zu holen. Das Entscheidende aber ist, dass du deine eigene Geschichte schreibst. Deine Geschichte von dem Wunder der Schwangerschaft und der Geburt. Ich wünsche dir von Herzen, dass du hierfür deine passende Hebamme findest.
Alles Liebe,
deine baybies Hebamme Ana