Abstillen: Wann ist der richtige Zeitpunkt und wie hört man mit dem Stillen auf?

Wie lang sollte man Stillen und wann ist der richtige Zeitpunkt zum Abstillen? Ja, es ist ein heiß diskutiertes Thema. Die Einen rümpfen die Nase, wenn eine Mama „nur“ vier Monate stillt, die Anderen ziehen die Augenbrauen hoch, wenn ein fünfjähriges Kind „noch“ an der Brust trinkt. Was ist also richtig?

Zum Stillen und Abstillen kursieren viele Meinungen und Empfehlungen. Vom Freundeskreis, der Familie oder Fachpersonal hörst du zu diesen Themen wahrscheinlich zahlreiche Ratschläge. Aber weißt du was die tatsächlich entscheidende Komponente für dein Stillen bzw. Abstillen ist? DU und dein KIND. Darum und um folgende Aspekte geht es in diesem baybies Blogartikel:

  • Wie lange sollte man ein Baby stillen? Wann sollte man Abstillen?
  • Gibt es Anzeichen, bei denen man Abstillen sollte?
  • Wie stillt man ab? Kann man einfach so Aufhören mit dem Stillen?
  • Abstillen durch´s Kind
  • Abstillen durch die Mama
  • Gründe zum Abstillen, die gar keine sind!
  • Hebammen Tipps zum Abstillen

Wie lange sollte man ein Baby stillen? Wann sollte man Abstillen?

Die World Health Organisation (WHO) empfiehlt ein Baby bis zum sechsten Lebensmonat ausschließlich zu stillen. Anschließend, so wird geraten, soll dem Kind nach Bedarf und zusätzlich zur Beikost, bis zum zweiten Lebensjahr oder darüber hinaus, weiter die Brust angeboten werden. 

Dies ist eine generelle Empfehlung – die aber nicht die einzelne Situation beachtet. Denn: Den richtigen Zeitpunkt zum Abstillen gibt es nicht! Jede Mutter, jedes Kind ist anders und die Entscheidung, wie lange gestillt und wann abgestillt wird eine sehr individuelle. Eine Entscheidung, die die Mutter, das Kind oder beide zusammen treffen und die dann richtig ist, wenn sie für euch richtig ist.

Euer richtiger Zeitpunkt zum Abstillen kann vor dem sechsten Monat oder auch nach dem dritten Geburtstag sein. Wichtig ist, dass du und dein Kind damit zufrieden seid. 

Gibt es Anzeichen, bei denen man Abstillen sollte?

Manchmal geben Kinder Signale, dass es ein guter Zeitpunkt zum Abstillen ist. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn…

  • …dein Kind immer weniger, das bedeutet: seltener und kürzer, an deiner Brust trinken möchte. Wenn es sozusagen mehr und mehr das Interesse am Stillen verliert.
  • …dein Kind großes Interesse an fester Nahrung oder Brei zeigt, schon gut und gerne isst und zu den Mahlzeiten ausreichend Wasser trinkt.

Gründe, um mit dem Abstillen zu beginnen, können aber auch bei der Mutter liegen:

  • Wenn du als stillende Mutter Medikamente einnehmen musst, die sich mit dem Stillen nicht vereinbaren lassen.
  • Wenn du wieder mehr Freiheit und deine Brüste endlich wieder für dich haben möchtest.
  • Oder wenn du starke Schmerzen beim Stillen hast und dir weiteres Stillen unangenehm ist.

Dies sind Anzeichen dafür, dass für dich der richtige Zeitpunkt zum Abstillen gekommen ist. Wichtig ist, dass du weißt, dass egal aus welchem Grund du dich für das Abstillen entscheidest – es gibt weder gut noch schlecht. Wie kurz oder lange man stillt, sollte niemand bewerten oder beurteilen!

Wie stillt man ab? Kann man einfach so Aufhören mit dem Stillen?

Abstillen ist ein Prozess und findet (meistens) nicht von heute auf morgen statt. Durchschnittlich dauert der Abstillprozess um die drei Monate – wobei dies je nach Situation mal länger und mal kürzer sein kann.

Wenn du mit dem Abstillen beginnen möchtest, ersetzt du das Stillen Stück für Stück durch beispielsweise Breinahrung, Fläschchenmilch oder feste Beikost. Meist beginnt man damit die Mittagsmahlzeit zu ersetzen und dann nach und nach weitere. Wenn dein Kind weniger an der Brust trinkt, wird dein Körper mit der Zeit weniger Milch produzieren. So spielen dein Kind und du euch aufeinander ein.

Dieser Prozess des Abstillens verläuft aber nicht immer in eine Richtung. Du kannst schon fast am Ende des Abstillprozesses sein, also nur noch ein- bis zweimal am Tag stillen, und dann – durch eine besondere Gegebenheit – möchte dein Kind doch wieder mehr gestillt werden. Beispielsweise, wenn es krank ist. Oder Zähnchen bekommt. In diesen sensiblen Phasen ist es normal, dass Kinder wieder vermehrt die Brust verlangen. 

Nicht nur der Zeitpunkt wann du Abstillst, sondern auch der Abstillprozess an sich, verläuft bei jedem Kind und bei jeder Mutter anders. Er hängt von so vielen Facetten ab. Abstillen mit sechs Monaten verläuft anders, als mit zwei Jahren. Als Mutter hast du bei diesem Prozess dein individuelles Tempo, genau wie dein Baby seine Umgewöhnungszeit hat. Es gibt also auch hier keine universelle Abstill-Anleitung. Finde für dich und für euch heraus, wann und in welchem Tempo dieser Prozess passend ist. 

Stillen Kinder sich selbst ab? Abstillen durch`s Kind

Es gibt Kinder, die sich von selbst Abstillen und nach und nach weniger Interesse am Stillen zeigen. Das bemerkst du daran, dass sie immer kürzer und seltener an der Brust trinken möchten. Dieser selbstgewählte Zeitraum ist bei Kindern sehr unterschiedlich. Bei dem einen Kind kann das mit zwölf Monaten sein, bei dem anderen früher oder deutlich später.

Wenn man sein Kind entscheiden lässt, wie lange es gestillt wird, liegt die Stilldauer häufig zwischen dem zweiten und dem vierten Lebensjahr. Viele Kinder signalisieren erst dann weniger Interesse am Trinken an der Brust. 

Es gibt aber natürlich auch Kinder, die bereits früher mehr Appetit haben, nach Brei und Beikost verlangen und weniger saugen möchten. Beides ist normal und der individuelle Prozess deines Kindes. Du kannst dein Kind ganz natürlich Abstillen, in dem du ihm nur die Brust anbietest, wenn es aktiv danach fragt.

Kann ich das Stillen einfach beenden? Abstillen durch die Mama

Wenn du dich dafür entscheidest Abzustillen, empfehle ich dir, dir dafür ausreichend Zeit zu nehmen. Und damit zu rechnen, dass der Abstillprozess nicht immer ganz einfach ist. Sowohl für dein Kind, als auch für dich, bedeutet das Abstillen eine Veränderung. Eine Veränderung, die das Ende einer Phase bedeutet. Es macht daher Sinn einen Zeitpunkt zu wählen, an dem ansonsten nicht zu viel Neues oder Ungewohntes passiert. Und es deinem Kind insgesamt gut geht.

Ein nicht optimal geeigneter Zeitpunkt zum Abstillen ist, während der Kita Eingewöhnung, kurz nach einem Umzug, wenn ein neues Geschwisterchen dazugekommen ist oder wenn sonstige große Veränderungen anstehen. Dann kann es sein, dass dein Kind einen besonderen Bindungsdrang hat und ihm das Abstillen schwerer fällt.

Wähle also am Besten einen Zeitpunkt aus, der für euch beide passt! (Ganz unabhängig davon, was deine Großmutter, die Nachbarin oder sonst wer sagt ;) )

Gründe zum Abstillen, die gar keine sind!

Wie bei vielen Themen, kursieren auch beim Thema Abstillen so einige Mythen. So zum Beispiel die Annahmen, dass es bestimme äußere Gründe gibt, bei denen man als Mama unbedingt abstillen sollte. Hier habe ich einige dieser Gründe zusammengefasst – bei denen du NICHT ABSTILLEN musst – sondern ganz entspannt weiter stillen kannst:

  • Du bist erneut schwanger.
  • Du hast deine Periode wieder.
  • Du bist krank – keine Sorge, dein Körper weiß, was er tut und du musst dir keine Sorgen machen, dein Baby über deine Muttermilch anzustecken.
  • Du nimmst Medikamente (die Medikamente müssen mit dem Stillen verträglich sein, besprich das mit deinem Arzt).
  • Du produzierst weniger Milch. Auch dies ist nicht zwangsläufig ein Signal, dass du abstillen musst – hole dir Hebammen Beratung/ Stillberatung.
  • Du hast einen Milchstau, eine Brustentzündung, entzündete Brustwarzen oder eine Pilzinfektion. Auch hiermit kannst du weiterhin stillen, hol’ dir in diesen Fällen professionelle Beratung an deine Seite.
  • Dein Kind bekommt Zähne.
  • Dein Kind kommt in die Kita – auch, wenn es dann vielleicht nicht mehr so häufig, wie vorher an der Brust trinken kann, bedeutet das nicht, dass du komplett abstillen musst.
  • Dein Kind trinkt unruhiger und lässt sich schnell ablenken, es nimmt die Brust oft aus dem Mund, dreht sich weg und beobachtet das drumherum. Auch das ist normal und passiert meistens um den fünften Monat herum, wenn dein Kind mehr und mehr entdecken will.

Unterstützung beim Abstillen

Egal, wann du dich für das Abstillen entscheidest, hol’ dir am besten immer Beratung durch eine Hebamme oder Stillberaterin an deine Seite. In den meisten Fällen übernehmen die Krankenkasse diese Beratungen. Da es kein Standardprogramm zum Abstillen gibt, ist es wichtig, dass du individuell Unterstützung bekommst, die zu dir, euch und eurer Situation passt. Manche Mamas erstellen sich einen Abstillplan und bei manchen verläuft dieser Prozess eher natürlich und im Flow.

Abstilltabletten – sinnvoll oder nicht?

Abstilltabletten können helfen, wenn du direkt nach der Geburt entscheidest, dass du nicht stillen möchtest. Durch die Einnahme soll verhindert werden, dass die Milchproduktion in Gang kommt. Zu einem späteren Zeitpunkt sind Abstilltabletten eher selten nötig und lassen sich meistens vermeiden. 

Hebammen Tipps zum Abstillen

Zum Abschluss möchte ich dir noch ein paar Tipps mitgeben, die dir und deinem Kind den Prozess des Abstillens erleichtern können:

  • Brüste kühlen: Viele Frauen empfinden es als sehr angenehm ihre Brüste regelmäßig zu kühlen. Am einfachsten geht das mit Kühlpacks (bitte nur aus dem Kühlschrank nehmen, nicht aus dem Gefrierfach). Es gibt auch speziell geformte Brust-Kühlpacks. Alternativ kannst du auch Quarkwickel oder Wickel aus Retterspitz verwenden.
  • Brustmassage und Brüste ausstreichen: Auch eine sanfte Brustmassage kann dir während des Abstillprozesses helfen. Lass’ dir von deiner Hebamme Griffe und Bewegungen zeigen. Wenn deine Brüste sehr spannen, kannst du sie leicht ausstreichen, so dass Milch abfließen kann. Das klappt am besten unter einer warmen Dusche, da die feuchte Wärme die Milchgänge öffnet.
  • Tee: Viele Hebammen empfehlen Pfefferminz- oder Salbeitee als unterstützende Maßnahme, um die Milchbildung zu reduzieren. Ich kenne einige Frauen, die berichten, dass ihnen dies geholfen hat. Es gibt allerdings keine Studien, die die Wirkung bestätigen.
  • Kommunikation mit dem Baby: Wenn du entschieden hast, dass dein richtiger Zeitpunkt zum Abstillen gekommen ist, dann ist es sinnvoll mit deinem Kind zu kommunizieren. Je nach Alter des Kindes kannst du mit ihm über das Abstillen sprechen. Das hilft Kindern mit einer neuen Situation besser umgehen zu können. Und auch Babys verstehen oft mehr, als wir denken.
  • Up and down’s sind normal: Abstillen ist eine Veränderung und Veränderungen haben immer leichte und auch mal herausfordernde Phasen. Manche Kinder ärgern sich, wenn das geliebte Stillen reduziert wird. Andere brauchen während des Prozesses besonders viel Körperkontakt. Wichtig ist es, sein Kind zu begleiten und ernst zu nehmen, wenn es wütend oder traurig ist. Findet alternative Beruhigungsmethoden und euer eigenes Tempo. Übrigens: Oftmals kann der Partner, der nicht gestillt hat, euer Kind in dieser Zeit besser beruhigen. 

Dein Abstillprozess – dein Bauchgefühl

Liebe stillende oder abstillende Mama, ich freue mich, wenn du aus diesem Artikel den ein oder anderen Tipp für dich mitnehmen kannst. Das Wichtigste ist: dass du dir selbst vertraust. Dir, deinem Bauchgefühl und deinem Baby. Niemand von Außen kann einen richtigen Zeitpunkt zum Abstillen bestimmen – intuitiv wirst du alles wunderbar machen!

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das nicht immer leicht ist. Dass man manchmal komisch angeguckt und bewertet wird. Und dass man dadurch manchmal unsicher wird. Aber weißt du was? Egal, wie wir Dinge handhaben – es wird immer Menschen geben, die es anders besser oder richtiger fänden. Und da man es allen Anderen sowieso niemals recht machen kann, kann man auch gleich auf sich selbst und das eigene Bauchgefühl hören. ;)

Meine Tochter habe ich lange gestillt und ich wurde oft gefragt, wiiiie lange ich das denn so noch machen will. Meistens hab ich dann gelacht und gesagt: „Ich stille mindestens bis sie fünf Jahre alt ist!“

Ich wünsche mir, dass wir uns alle mehr bestärken eigene Entscheidungen treffen zu können – und das wünsche ich dir: finde deinen Weg und vertraue auf dein Gefühl!

Alles Liebe,

deine baybies Hebamme Ana

Warenkorb

Keine Produkte mehr zum Kauf verfügbar

Dein Warenkorb ist derzeit leer.