Bauchschmerzen bei Babys: Was kann man tun, wenn Neugeborene schreien und Bauchweh haben?
Die ersten drei Monate nach der Geburt sind eine Umstellung. Für euch als Familie, für euer Neugeborenes und auch für seinen Magen-Darm-Trakt. Ihr habt bestimmt schon von den typischen Bauchschmerzen gehört, die besonders in dieser ersten Zeit auftreten können. Woran ihr sie erkennt, was ihr tun könnt und wann es sich vielleicht gar nicht um Bauchschmerzen, sondern um ein Regulieren eures Babys handelt – darum geht es in diesem Artikel.
- Warum haben Babys Bauchschmerzen?
- Woran erkennt man Bauchschmerzen bei Babys?
- Ursachen für Babyschreien: Was hat mein Baby?
- Ist mein Baby reizüberflutet? Anzeichen für frühkindliche Regulationsstörung
- Warum schreien Neugeborene? Warum weinen Babys am Anfang so viel?
- Was kann man tun, wenn das Baby Bauchschmerzen hat?
- Schreiphasen und Schreiattacken bei Babys
Warum haben Babys Bauchschmerzen?
Manche Babys haben in ihren ersten Lebensmonaten oft Bauchschmerzen und quälen sich regelrecht mit der Verdauung. Dass ist erstmal nichts ungewöhnliches, denn der frische Magen-Darm-Trakt muss sich erst einmal an die neuen Bakterien und an die Verdauung von Nahrung gewöhnen. Dabei passiert so einiges im kindlichen Darm: die Besiedelung durch Bakterien nimmt Fahrt auf, durch die auch die Darmbewegungen (Kontraktionswellen im Darm) beginnen.
Bauchschmerzen können für Babys und auch ihre Eltern ziemlich unangenehm sein. Die gute Nachricht ist aber, dass sie in den meisten Fällen kein Grund zu größerer Sorge sind. Unverträglichkeiten oder organische Probleme sind nur selten ursächlich und die Bauchschmerzen deines Babys werden mit der Zeit weniger werden und verschwinden.
Sollte dein Baby neben Bauchschmerzen andere Symptome, wie beispielsweise Appetitlosigkeit oder Trinkschwäche zeigen, an Gewicht nicht zunehmen oder Fieber haben, kläre dies bitte mit einem Kinderarzt ab.
Woran erkennt man Bauchschmerzen bei Babys?
Unsere Kleinen können uns leider noch nicht sagen, dass sie Bauchweh haben. Hier hast du ein paar Indizien, die auf Bauchschmerzen bei deinem Baby hinweisen können:
- Dein Baby schreit viel und häufig nach dem Trinken.
- Der Bauch deines Babys fühlt sich hart und aufgebläht an.
- Dein Baby pupst viel und hat vermehrte Blähungen.
- Während dein Baby weint, zieht es die Beine an, stößt sie dann wieder von sich und krümmt sich.
- Die Körperhaltung deines Minis wirkt verkrampft.
- Dein Baby ist allgemein unruhig.
Auch wenn es sich in den allermeisten Fällen um harmlose Schmerzen handelt, gilt: wenn du unsicher bist, was dein Baby hat oder wenn es sehr viel weint, sprich immer mit einem Arzt.
Ursachen für Babyschreien: Was hat mein Baby?
Ja, Bauchschmerzen in den ersten drei Lebensmonaten sind recht häufig und allgemein sehr bekannt. Dennoch: Nicht jedes Schreien ist Bauchweh!
Der Begriff Drei-Monats-Koliken wird heutzutage oftmals falsch verstanden. Man weiß inzwischen, dass viele Schreiattacken von Babys nicht durch Bauchschmerzen verursacht werden, sondern durch Anpassungsschwierigkeiten und sogenannte frühkindliche Regulationsstörungen. Gemeint ist damit, dass dein Kind erst lernen muss Reize und Eindrücke zu verarbeiten und sein System runter zu regulieren. Manche Babys sind besonders sensibel und brauchen eine Weile, um sich an ihre (neue) Umwelt zu gewöhnen.
Blähungen und Bauchschmerzen sind dann nicht die Ursache, warum dein Baby weint, sondern die Folge des Schreiens. Denn: wenn dein Baby viel schreit, schluckt es dabei einiges an Luft, die dann im Bäuchlein zu Koliken und Schmerzen führen kann.
Regulationsstörungen und Bauchschmerzen können sich auch überschneiden und sind nicht immer klar voneinander trennbar. Dazu kommt, dass das Nervensystem von Gehirn und Bauch nah beieinander liegen und dein Baby sich sowohl reizüberflutet fühlen, als auch gleichzeitig Bauchweh haben kann.
Manche Neugeborenen leiden auch ohne erkennbaren Grund an vermehrten Schreiattacken – das kann herausfordernd sein, aber seid euch gewiss: es ist nur eine Phase und es wird besser werden!
Ist mein Baby reizüberflutet? Anzeichen für frühkindliche Regulationsstörung
Natürlich ist jedes Baby anders. Das eine reagiert sensibel auf Geräusche, andere auf Menschenmengen und wieder andere sind völlig entspannt und schlummern auch in einem lauten Restaurant friedlich vor sich hin. Wenn dein Baby plötzlich oder besonders abends viel weint, kann es an einer frühkindlichen Regulationsstörung liegen. Dies sind Anzeichen dafür:
- Dein Baby schreit tendenziell viel. Viel bedeutet: „Mehr als drei Stunden am Tag, an mindestens drei Tagen in der Woche und über drei Wochen hinweg.“
- Das Schreien tritt meist plötzlich und heftig auf und wirkt wie eine Schreiattacke.
- Dein Baby schreit überwiegend nachmittags oder abends.
- Du erkennst keinen direkten Grund für das Weinen, wie Hunger, volle Windel, zu kalt.. etc.
- Dein Baby lässt sich nicht ablegen und möchte getragen werden.
Warum schreien Neugeborene? Warum weinen Babys am Anfang so viel?
Nach neun Monaten im warmen und sicher behüteten Bauch muss sich dein Baby nach der Geburt erstmal an ganz schön viele neue Eindrücke gewöhnen. Alles ist plötzlich lauter, heller, intensiver. Es prasseln unzählige neue Reize auf dein Baby ein, die es erstmal einordnen und verarbeiten muss.
Manche Babys brauchen für das Ankommen auf dieser Welt etwas länger. Manche sind sensibler als andere und tun sich schwerer damit sich selbst zu beruhigen. Fühlt sich ein Baby überfordert, verarbeitet es dies mit Weinen und Schreien – in dem du für es da bist, lernt es sich zu regulieren und runterzukommen.
Wie kann ich mein Baby beruhigen?
Wenn dein Baby reizüberflutet ist oder Probleme hat sich runterzuregulieren, dann braucht es in erster Linie eins: Das Gefühl von Geborgenheit. Nimm es in den Arm und schenke ihm Liebe und Zuneigung. Kuschel mit ihm, trage oder stille es. Verringere die Reize und begib dich an einen ruhigen, nicht zu hellen Ort.
Wichtig für dein Baby ist, dass du für es da bist, seine Bedürfnisse wahrnimmst und es begleitest. Achte darauf, dass du (soweit es für dich möglich ist) selbst Ruhe ausstrahlst und ruhig atmest – daran kann sich dein Mini orientieren.
Es gibt keine allgemein gültige Formel, die garantiert immer hilft, denn jedes Baby ist anders. Probiert aus, was eurem Kleinen am besten hilft – manchmal ist es eine bestimmte Haltung oder ein summendes Geräusch.
Was kann man tun, wenn das Baby Bauchschmerzen hat?
Auch hier, gibt es nicht den einen Tipp. Vielen Babys helfen eine Reihe der folgenden Anregungen:
- Wärme für das Bäuchlein: beispielsweise in Form eines Kirschkernkissens oder warmen Bauchwickeln. Wichtig ist: es darf nie zu heiß sein! Kontrolliert immer die Temperatur, die nicht mehr als maximal 39° Celsius betragen sollte.
- Bauchmassage: massieren könnt ihr das Bäuchlein eures Babys dann am besten, wenn es gerade keine Bauchschmerzen hat, zum Beispiel am Morgen. Wenn ihr möchtet, könnt ihr hierfür auch ein sanftes Öl oder eine Salbe verwenden.
- Trinken nach Bedarf: Lasst euer Baby immer trinken, wenn es möchte. Es ist ein veraltetes Märchen, dass man Stillabstände einhalten sollte. Inzwischen weiß man sogar, dass das Saugen beruhigen und schmerzlindernd für Babys sein kann.
- Zäpfchen: Manche Eltern berichten, dass „Krümmelzäpfchen“ oder andere Mittel zur Linderung von gasbedingten Beschwerden ihren Babys helfen. Hierfür gibt es zwar keine studienbasierte Evidenz, aber auch ein Placebo Effekt kann manchmal Wunder wirken. Besprecht mit eurer Hebamme oder eurer Kinderärztin, ob und in welcher Dosierung Zäpfchen oder andere medizinische Mittel für euer Baby in Frage kommen.
- Tragen und Körperkontakt: Viel Tragen hilft nach meiner Erfahrung bei jedem Baby. Egal ob es Bauchschmerzen hat oder überfordert durch viele Reize ist – nah am Körper von Mama oder Papa zu sein, hat eine unglaublich beruhigende Wirkung auf Babys. Besonders das Aufrechte-Tragen in einem Tragetuch oder einem Tragesystem tut Babys gut. Die angehockte Spreizhaltung kann bei der Verdauung helfen. Die Wärme durch die tragende Person und der leichte Druck am Bauch lindern häufig die Schmerzen.
- Fliegergriff: ähnlich wie beim Tragen im Tuch, helfen beim Fliegergriff sowohl die Wärme durch die Hand des Tragenden, als auch der leichte Druck, der auf das Bäuchlein ausgeübt wird. Zusätzlich kann man mit der freien Hand die Beinchen leicht anwinkeln und mit kreisenden Bewegungen den Bauch sanft massieren. Auch das kann die Verdauung anregen und zu lösenden Pupsen führen.
- Bäuerchen: biete deinem Baby nach dem Trinken immer an ein Bäuerchen zu machen. Halte es dafür aufrecht, so dass es Luft aus dem Magen aufstoßen kann - das ist für viele Babys eine Erleichterung.
- Abhalten: Abhalten hilft vielen Babys Blähungen und Stuhlgang leichter rauszulassen. Hier haben wir einen ausführlichen Artikel für euch zu diesem Thema.
Schreiphasen und Schreiattacken bei Babys – Wie kann man am besten damit umgehen?
Ihr Lieben, ja, Schreiphasen können verdammt herausfordernd sein – für euer Baby und auch für euch. Und auch, wenn es im akuten Moment vielleicht nur ein geringer Trost ist: es wird besser werden! Babys schreien mit der Zeit weniger, Bauchschmerzen lassen nach und eure Kleinen lernen mehr und mehr sich selbst runterzuregulieren.
Was kann helfen, wenn ihr nicht mehr weiter wisst?
- Sprecht offen mit eurer Hebamme über die Situation. Lasst euch Tipps geben und holt euch Unterstützung.
- Achtet auch auf eure eigenen Bedürfnisse. Wechselt euch ab, so dass jeder mal einen Moment für sich und zum Durchatmen hat. Ein kleiner Spaziergang oder ein Kaffee-Date mit einer Freundin kann so gut tun, so dass du gestärkt mit neuer Energie zurück zu deinem Baby kommst.
- Gebt Aufgaben ab: beispielsweise Einkäufe, Wäsche und Co kann bestimmt auch mal eine Freundin oder jemand aus der Familie übernehmen. Sucht euch Entlastung und nehmt Hilfe an.
- Gestaltet die Tage entspannt und vermeidet unnötigen Stress. Ihr dürft jede Verabredung absagten und es ist vollkommen in Ordnung nichts zu unternehmen und ‚einfach‘ Zuhause zu sein.
- Tausch dich mit anderen Eltern aus – es tut immer gut zu wissen, dass man nicht alleine ist und sich andere in der gleichen Situation befinden.
- Wenn ihr euch überfordert fühlt, holt euch professionelle Hilfe. Die gibt es in jeder Stadt und es ist absolut keine Schande sie in Anspruch zu nehmen. :)
Schreien, Weinen und mit dem nächsten Lächeln ist alles wieder vergessen
Wir Mamas (und Papas) sind Helden. Anders kann man es nicht sagen. Wir sind da, wir begleiten, wir geben unser Bestes für unsere Kleinen. Und wir haben die letzte Schreiattacke schon wieder fast vergessen, wenn uns das kleine Gesicht plötzlich anlächelt.
Unsere Kinder durchlaufen Phasen – manche davon können anstrengend und herausfordernd sein, aber jede Phase endet auch irgendwann. Ihr werdet sie alle meistern!! Dafür und für all die anderen zauberhaften und unvergesslichen Momente wünsche ich euch ganz viel Kraft und Liebe,
eure baybies Hebamme Ana