Frühgeburten - was ist wichtig bei Frühchen?

Frühgeborene sind Babys, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche oder  mit einem Geburtsgewicht von unter 2500g geboren werden. Etwa 8% aller Babys sind Frühgeburten.

 

Eine Frühgeburt bedeutet erstmal eine ungeplante Situation für die ganze Familie. Und nicht nur für das zu früh geborenen Baby ist diese Zeit intensiv und herausfordernd, auch für euch als Eltern bedeutet sie oft Sorgen und besonderes Kümmern. In diesem Artikel möchte ich euch rund um das Thema Frühgeburten aufklären und euch Tipps und Wissen mitgeben:

 

  • Was für Arten von Frühgeburten gibt es?
  • Wodurch kommt es zu einer Frühgeburt?
  • Kann man Frühgeburten vorbeugen?
  • Frühgeburten rechtzeitig erkennen
  • Was tun beim Verdacht auf eine Frühgeburt?
  • Ab wann sind Frühchen überlebensfähig?
  • Was muss man bei einem Frühchen beachten?

Unterschiedliche Frühgeborene – Was für Arten von Frühgeburten gibt es?

 

Frühchen ist nicht gleich Frühchen – es gibt große Unterschiede bei Frühgeburten. Eingeteilt werden sie je nachdem in welcher Schwangerschaftswoche (SSW) und mit welchem Geburtsgewicht sie zur Welt kommen.

 

  1. Späte Frühgeborene

 

Kinder, die zwischen der 34. und der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, werden als sogenannte späte Frühgeborene (LPI = „late preterm infants“) bezeichnet. Sie unterscheiden sich in Bezug auf ihre Größe und ihr Gewicht nur unwesentlich von reif geborenen Kindern. Dennoch fehlt auch ihnen wertvolle Entwicklungszeit, so dass sie zu Frühgeburten zählen.

 

 

  1. Frühgeburten mit sehr niedrigem Geburtsgewicht

 

Babys, die bei ihrer Geburt weniger als 1.500g wiegen, werden als Frühgeborene mit sehr niedrigem Geburtsgewicht (VLBW = „very low birth weight infants“) bezeichnet. Meist kommen sie vor der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt.

 

 

  1. Frühgeburten mit extrem niedrigem Geburtsgewicht

 

Und dann gibt es die noch zarteren Babys, die vor der 29. Schwangerschaftswoche geboren werden. Sie werden als Frühgeborene mit extrem niedrigem Geburtsgewicht (ELBW = „extremely low birth weight infants“) betitelt, da sie meist anfangs nur um die 1.000g wiegen. Entsprechend klein ist ihre Körpergröße.

 

 

  1. Untergewichtige Termingeborene

 

Als vierte Kategorie von Frühgeburten gibt es noch reif geborene Kinder, die zwar um den errechneten Geburtstermin herum zur Welt kommen, aber ein Gewicht von weniger als 2.500g mitbringen. Sie gelten als Frühgeborene, wodurch ihre Mütter einen Anspruch auf verlängerten Mutterschutz haben.

 

(Quelle: https://www.fruehgeborene.de/familie/allgemeine-infos.htm)

 

Die medizinische Versorgung, die ein Frühchen bekommt, und wie lang es auf der Neonatologie (Kinderintensivstation) behandelt wird, richtet sich danach, wann und mit welchem Gewicht es zur Welt gekommen und wie sein allgemeiner Zustand ist.

 

 

 

Wodurch kommt es zu einer Frühgeburt?

 

Ursachen und Risikofaktoren, die zu einer Frühgeburt führen können, sind sehr unterschiedlich und individuell. Oftmals kann man nicht genau definieren, was der Auslöser für eine verfrühte Geburt war, es gibt allerdings ein paar Faktoren, die im Zusammenhang mit Frühgeburten beobachtet wurden.

 

Risikofaktoren für Frühgeburten können sein:

 

  • Mehrlingsschwangerschaften
  • Das Alter der Mutter: Unter 18 oder über 35 Jahren
  • Erfahrungen der Mutter: Bereits erlebte Frühgeburten
  • Künstliche Befruchtung
  • Vorerkrankung der Mutter (zB. Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Infektionskrankheiten)
  • Vaginalinfektionen
  • Lebensstil der Mutter: Alkoholkonsum, Nikotinkonsum, Drogenkonsum, starkes Unter- oder Übergewicht, starke psychische Belastungen.
  • Erkrankungen des Kindes (zB. Fehlbildungen)
  • Komplikationen in der Schwangerschaft (zB. Gebärmutterfehlbildungen, Muttermundschwäche, Störungen der Plazenta, vorzeitiger Blasensprung, vorzeitige Wehentätgigkeit)

 

 

 

Wie kann man Frühgeburten vorbeugen?

 

Wir alle möchten, dass unsere Kinder gesund, reif und gut entwickelt zur Welt kommen. Damit unser Baby seine Reife im Mutterleib bekommt und nicht zu früh zur Welt kommt, gibt es ein paar Dinge, auf die werdende Mamis achten können:

 

  • Regelmäßige Vorsorgen mit deiner Hebamme und/oder deiner Frauenärztin: Ein regelmäßiger Check kann helfen einer Frühgeburt vorzubeugen. Sollte beispielsweise dein Muttermund verkürzt sein, kann dies in einer Untersuchung festgestellt und entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Ähnlich ist es auch mit Vaginalinfektionen. Werden diese frühzeitig erkannt, können sie direkt behandelt werden.
  • Grundsätzlich hilft ein gesunder Lifestyle in der Schwangerschaft natürlich auch. Stärke dein Immunsystem mit gesunder Ernährung und bewege dich viel an der frischen Luft. Verzichte auf Nikotin, Alkohol und Drogen und vermeide extremen körperlichen oder mentalen Stress.
  • Achte auf die richtige Hygiene im Intimbereich. Vermeide aggressive Seife, die deine natürliche Vaginalflora angreift. Wenn du das Gefühl hast einen Scheidenpilz zu haben oder dass deine Vaginalflora nicht in Ordnung ist, besprich dies zeitnah mit deiner Gynäkologin. Anzeichen für eine veränderte Vaginalflora können sein: Jucken, Brennen, vermehrter oder veränderter Ausfluss, auffälliger Geruch.


    Neben diesen Dingen, auf die du selbst achten kannst, gibt es leider auch eine Reihe an Faktoren, die du als Schwangere nicht beeinflussen kannst. Solltest du also eine Frühgeburt haben, kann dies durch die unterschiedlichsten Gründe verursacht worden sein. Du brauchst dir kein schlechtes Gewissen zu machen, denn Frühgeburten können nur selten durch das Verhalten der Mutter beeinflusst werden!

    Tatsächlich bleibt die Ursache einer Frühgeburt häufig ungeklärt. Solltest du, aufgrund von vorherigen Erfahrungen oder – warum auch immer – Ängste und Sorgen in Bezug auf eine Frühgeburt haben, besprich dies unbedingt mit deiner Hebamme oder einem Ansprechpartner deines Vertrauens.

 

 

Anzeichen für eine Frühgeburt – Frühgeburten rechtzeitig erkennen

 

Es gibt Anzeichen, die auf eine drohende Frühgeburt hinweisen. Hierzu zählen vorzeitige Wehen. Vorzeitige Wehen zeigen sich als Krämpfe im Unterbauch, die sich ähnlich, wie Periodenschmerzen anfühlen, und bei denen der Bauch regelmäßig hart wird.

 

Ein weiteres Indiz für eine Frühgeburt ist ein Blasensprung und der Verlust von Fruchtwasser. Dies muss nicht unbedingt schwallartig oder fontänenmäßig, wie in Hollywoodfilmen geschehen, sondern kann sich auch tröpfchenweise äußern.

 

 

Was tun bei dem Verdacht auf eine Frühgeburt?

 

Wenn du Anzeichen für eine Frühgeburt beobachtest, solltest du dies immer mit deinem Frauenarzt oder im Krankenhaus abklären. Dort wirst du körperlich untersucht und es werden unterschiedliche Tests durchgeführt. Anhand von Ultraschall, einem CTG, einer Untersuchung deines Muttermundes und einem Test, ob du einen Blasensprung hattest, können Ärzte die Situation einschätzen.

 

Dein Arzt und deine Hebamme werden das weitere Vorgehen entsprechend der Diagnose mit dir besprechen. Bei einer rechtzeitige Behandlung kann eine drohende Frühgeburt oft noch hinausgezögert werden.

 

 

Ab wann sind Frühchen überlebensfähig?

 

Je früher ein Baby geboren wird, desto unreifer sind seine Organe und sein Immunsystem. Und desto intensiver muss seine Behandlung sein. Heutzutage gilt ein Baby zwischen der 23. und der 25. SSW schon als medizinisch lebensfähig und hat Chancen auch außerhalb des Mutterleibes zu überleben. Mit jeder weiteren Schwangerschaftswoche steigt die Lebensfähigkeit.

 

Ab der vollendeten 34. SSW ist die Lungenreife des Babys abgeschlossen. Dies ist ein wichtiger Meilenstein in seiner Entwicklung. Werden Babys vor der 34. SSW geboren, wird versucht der Mutter noch vor bevorstehender Geburt eine Spritze, die sogenannte RDS-Prophylaxe, zur Lungenreife zu geben.

 

 

Was tun bei einer Frühgeburt? Was muss man bei Frühchen beachten? 

 

  1. Känguruhen – Frühgeburten brauchen Körperkontakt

 

Frühchen brauchen ganz besonders viel Wärme und Körperkontakt, denn ihnen fehlt behütete Zeit im Bauch der Mutter. Wenn du ein Frühchen hast, ist dieser Körperkontakt und Haut-auf-Haut, Liebe und Zuwendung das Wichtigste.

 

Es gibt sogar einen Fachbegriff hierfür: Wenn ein Baby nackt auf dem Oberkörper seiner Eltern liegt, nennt man dies Känguruhen. Das Klinikpersonal hilft dir hierbei und legt in der Regel großen Wert darauf, dass dies so früh, wie möglich, geschieht – selbst bei den ganz Kleinen, die an Kabel angeschlossen sind.

 

Die Vorteile von Känguruhen sind enorm! Deine Körperwärme, dein Geruch und dein Herzschlag wirken, wie ein Wundermittel für die Kleinen. Frühchen können sich dadurch entspannen, die eigene Körpertemperatur stabilisieren und besser mit Schmerzen und Unwohlsein umgehen. Außerdem werden Vitalfunktionen, wie die Atmung, stabilisiert.

 

Und auch für die Eltern hat Kängruhen Vorteile. Durch den engen Körperkontakt kann die Bindung gefestigt werden, Stichwort: Bonding, und ihr werdet automatisch sicherer im Umgang mit eurem Baby.

 

 

  1. Muttermilch von Anfang an

    Wenn du stillen möchtest, ist Muttermilch immer die beste Nahrung für dein Frühchen – sobald das möglich ist. Anfangs kann abgepumpte Muttermilch auch über eine Sonde gefüttert werden. Sobald dein Baby kräftiger ist, kann es selbst saugen und du kannst es an die Brust anlegen.

 

Hol’ dir gerne Unterstützung durch Stillberaterinnen auf der Frühchenstation. So kannst du tolle Tipps lernen und herausfinden, welche Möglichkeiten es gibt, um deine Milchproduktion anzuregen und zu stillen.

 

 

  1. Hol’ dir Unterstützung – physisch und mental!

 

Die erste Unterstützung bei Frühgeburten kommt meist durch das Klinikpersonal. Kinderkrankenpfleger und Schwestern zeigen dir, wie du dein frühgeborenes Baby – trotz Verkabelung – selbst wickeln und waschen kannst. Unsicherheit ist am Anfang ganz normal, mit der Zeit und den richtigen Griffen wirst du immer sicherer werden. Diese Unterstützung bereitet dich auch auf die anschließende Zeit Zuhause vor.

 

Apropos Zuhause: Wenn es dann soweit ist, dass ihr euer Frühchen mit nach Hause nehmen könnt, ist es super, wenn du auch hier vorab für Unterstützung sorgst. Kümmere dich um eine erfahrene Hebamme, die dir zur Seite steht. Übrigens: Mit einem Attest des Kinderarztes kann die Betreuung durch eine Hebamme bei Frühgeburten verlängert werden.

 

Je nach Zustand des Kindes gibt es auch ambulante Betreuungsmöglichkeiten durch Kinderkrankenpfleger oder Pflegerinnen, die zu euch nach Hause kommen. In manchen Fällen besteht außerdem ein Anspruch auf eine Haushaltshilfe. Frag’ hierfür bei deiner Krankenkasse nach. Viele Kassen übernehmen die Kosten.

 

In manchen Fällen brauchen Frühgeburten besondere Therapien. Auch hierum kümmert ihr euch am besten frühzeitig. Welche speziellen Therapeuten gibt es bei euch in der Nähe? Was könnte hilfreich für euer Mini sein?

 

Und zu guter Letzt: auch der Austausch mit Anderen kann eine großartige (mentale) Unterstützung sein. Ihr seid nicht die einzigen Frühchen-Eltern. Ihr seid nicht die einzigen, die entsprechende Sorgen und Ängste haben. Schaut, welche Angebote es in eurer Nähe mit Gleichgesinnten gibt. Vielleicht gibt es einen Austausch-Treff oder eine Selbsthilfegruppe. Die Situation mit einem früh geborenen Baby kann belastend sein. Kümmert euch – neben all der Babypflege – auch um euch und euer Wohl.

 

Gut zu wissen: Mit einem Attest über die Frühgeburt kannst du den Mutterschutz nach der Geburt verlängern!

 

Empfehlungen und weitere Infos bei Frühgeburten

 

Kennst du den Podcast „Die friedliche Geburt“? Neben einer Vielzahl an Tipps und Informationen rund um Schwangerschaft, Geburt und Co gibt es hier auch eine Folge zum Thema Frühgeburt. Hört gerne mal rein! Vielleicht kann sie euch ein wenig Angst nehmen und ermutigen: https://die-friedliche-geburt.de/2023/06/25/293-fruehgeburt-mit-einleitung-neo-und-trotzdem-positiv-interview-mit-chantal/

 

Wichtige und weiterführende Informationen rund um das Thema Frühgeburten und Frühchen bekommt ihr auf dieser Seite des Familienportals: https://familienportal.de/familienportal/lebenslagen/schwangerschaft-geburt/fruehgeborene

 

 

Euer Frühchen und ihr!

 

Manchmal kommt es anders als geplant. Und manchmal wirft das ziemlich viel durcheinander. Warum, wieso, weshalb – das weiß man nicht immer. Was aber sicher ist: heutzutage sind die Möglichkeiten und ist die medizinische Versorgung für Frühgeburten so gut, wie nie zuvor! Es gibt zahlreiche Varianten Frühchen zu unterstützen, so dass man ihnen nach einer gewissen Zeit ihren Frühchen-Status nicht mehr anmerken wird.

 

Euer Frühchen steht im Mittelpunkt. Und dennoch möchte ich euch ans Herz legen auch auf euch und euer Wohl zu achten. Es ist okay, wenn ihr zwischendurch auch eure Akkus aufladet, euch Momente nur für euch nehmt, euch selbst stärkt.

 

Ich wünsche euch von Herzen alles Gute – und eine Extraportion Power und Liebe für euren kleinen Erdbewohner,

eure baybies Hebamme Ana

 

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