Still-Mythen: Was ist wahr und was stimmt nicht?

Es begegnet uns so einiges, wenn wir uns mit dem Thema Stillen beschäftigen. Internetlisten, Tipps und Ratschlägen von Familie und Freunden – es wird uns geraten und wir werden gewarnt. Doch was stimmt eigentlich? Und bei was handelt es sich um Still-Mythen, die längst widerlegt sind und nicht stimmen?

Auch, wenn ich weiß, dass du intuitiv alles richtig machen kannst, möchte ich in diesem Artikel zehn Still-Mythen aufgreifen und dir verraten, wo was dran ist und was falsch ist:

  • So gelingt ‚richtiges Stillen‘
  • 10 Still-Mythen:
    - „Stilltee steigert die Milchmenge“
    - „Blähende Lebensmittel machen dem Baby Bauchschmerzen“
    - „Von Zitrusfrüchten bekommt dein Baby einen wunden Po!“
    - „Neue Milch auf alte Milch macht Bauchweh.“
    - „Deine Muttermilch ist zu dünn oder zu wässrig!“
    - „Sport macht die Muttermilch sauer.“
    - „Kleine Brüste produzieren weniger Milch!“
    - „Nach sechs Monaten solltest du Abstillen.“
    - „Babys, die gestillt werden, schlafen nachts nicht durch.“
    - „Wenn du krank bist, musst du Abstillen.“
  • Geschichten rund um’s Stillen

So gelingt ‚richtiges Stillen‘

Junge Mütter erleben es alle: nach der Geburt bekommt man viele (gut gemeinte) Ratschläge. Und das ganz besonders für´s Stillen. Der Eine rät das, die Andere empfiehlt jenes. Und irgendwann, ja, da weißt du vielleicht selbst nicht mehr, was eigentlich richtig ist. Mein Tipp zu Beginn: Höre auf DEIN Bauchgefühl. Als Mutter weißt du intuitiv, was für dich und dein Baby richtig ist.

Es gibt nicht den einen Weg oder das eine Geheimrezept, wie Stillen optimal funktioniert. Wenn du dir bei manchen Dingen unsicher bist, du Schmerzen hast oder etwas ‚nicht klappt‘, frag’ am besten Fachpersonal. Deine Hebamme oder eine Stillberaterin sind optimale Ansprechpartnerinnen bei Still- und Fütterfragen.

Unsere Mütter und Großmütter stehen uns meistens gerne zur Seite. Und ja, sie meinen es gut. Und trotzdem darfst du für dich entscheiden, was du wie handhaben möchtest. Früher wurde vieles anders gemacht. Man wusste manches noch nicht, hat vielleicht an den ein oder anderen Mythos geglaubt. Inzwischen gibt es neue Studien, die viele Annahmen und Still-Mythen widerlegt haben.

 

10 Still-Mythen – Warum diese Mythen nicht wahr sind:

 

  1. Still-Mythos: Stilltee steigert die Milchmenge“

    Nein! Es gibt kein Getränk, das deine Milchmenge erhöht – kein Stilltee und auch kein Malzbier. Auch wenn sich dieses Gerücht hartnäckig hält, gibt es keine nachweisbare Wirkung dazu – außer vielleicht einen Placeboeffekt.

    Deine Milchmenge wird über die Nachfrage reguliert, also wie oft die Brust durch Saugen oder Pumpen entleert wird. Außerdem spielen Hormone eine Rolle. Stilltee oder andere ‚Wundermittel‘ haben keine Relevanz. Was du beachten solltest, ist, genügend Flüssigkeit zu trinken (ca. 2l täglich). Du kannst und sollst aber gerne das trinken, was dir schmeckt.

  2. Still-Mythos: Zwiebeln, Kohl, blähende und scharfe Lebensmittel solltest du in der Stillzeit vermeiden – sonst bekommt dein Baby Bauchweh und Blähungen.“ 

    No! Das ist ebenfalls falsch. Und wenn wir einmal logisch nachdenken, fällt es direkt auf. Muttermilch wird aus Blut gemacht – und NICHT aus deinem Mageninhalt. Du darfst also alles essen, was dir schmeckt und du gut verträgst. Eine Ausnahme hierzu besteht nur wenn dein Baby Unverträglichkeiten hat, wie beispielsweise eine Kuhmilchproteinintoleranz.

    Ich weiß, dass besonders bei diesem Mythos viele Ältere eine andere Ansicht vertreten. Es gibt inzwischen eine Vielzahl an Studien, die dies bewiesen haben. Höre also nicht unbedingt auf den Rat deiner Oma oder Nachbarin, sondern iss, was dir schmeckt und was dir gut tut – dann geht es auch deinem Baby gut. 

    Du musst also auch nicht literweise extra trinken, wie es oft beschrieben wird. Es reicht völlig aus auf dein Durstgefühl zu hören. Denn eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme kann die Milchmenge sogar reduzieren. Fazit: trinke was dir schmeckt und trinke nach deinem Durstgefühl.

  3. Still-Mythos: Wenn du viele Zitrusfrüchte isst, bekommt dein Baby einen wundern Po!“

    Na, hast du das auch schon mal gehört? Auch hier kann ich dir sagen: Das stimmt nicht! Es gilt das gleiche, wie eben: Da Muttermilch aus deinem Blut produziert wird und saures Obst den pH-Wert in deinem Blut nicht verändert, wird auch deine Muttermilch durch Zitrusfrüchte nicht sauer. Du kannst saures Obst, wie Orangen und Zitronen, bedenkenlos essen, wenn du stillst.

  4. Still-Mythos: Du darfst dein Kind nur alle drei Stunden stillen, sonst bekommt es Bauchweh!“ oder „Neue Milch auf alte Milch macht Bauchweh!

    Das ist Quatsch! Gesunde Babys sollten immer nach Bedarf - und zwar dann, wenn sie danach verlangen – gestillt oder mit Pre-Milch gefüttert werden. Dein Baby weiß, wann es Milch braucht und Hunger hat. Es muss keine Pause dazwischen liegen!

    Es gibt bestimmte Situationen, wie zum Beispiel in den ersten Tagen nach der Geburt, in denen viele Babys gerne non stop an der Brust saugen möchten. Und das ist genau richtig und macht absolut Sinn, um die Milchproduktion anzuregen. Also: neue Milch auf alte Milch macht kein Bauchweh – egal ob Muttermilch oder Pre-Milch!

  5. Still-Mythos: Deine Muttermilch ist zu dünn oder zu wässrig – dein Baby wird davon nicht satt!

    Wieder so ein Ammenmärchen, was nicht wahr ist! Unsere Muttermilch, liebe Mamis, ist ein Wunderwerk und absolut PERFEKT. Dein Körper produziert immer die perfekte Muttermilch für dein Baby und passt sie sogar an die individuellen Bedürfnisse deines Kindes an!

    Unsere Muttermilch enthält unter anderem Wasser, Fett, Kohlehydrate, Eiweiße, Mineralien und Antikörper und deckt somit den Nährstoff- und Flüssigkeitshaushalt deines Babys komplett ab. Dabei ist die Muttermilch ein Wunderwerk, da sie sich verändern und anpassen kann: An heißen Tagen zum Beispiel enthält sie extra mehr Wasseranteile, um genügend Flüssigkeitszufuhr sicher zu stellen. Also: trust your body! Your milk is amazing!

  6. Still-Mythos: „Sport macht die Muttermilch sauer.“

    Falsch! Du darfst auch in der Stillzeit weiterhin Sport machen! Es gibt eine Studie, die gezeigt hat, dass sich bei exzessivem Leistungssport der Geschmack der Muttermilch leicht verändern kann. Deine Milch wird aber weder sauer, noch ‚schlecht’ – das wäre von der Natur ja auch ziemlich unlogisch, da Bewegung deinem Körper und der Durchblutung gut tut!

    Du darfst also so viel Sport machen, wie du möchtest und wie es dir gut bekommt. Beachte nur deinen Beckenboden! Also nach der Geburt erst Rückbildung und dann langsam steigern, aber das ist ein anderes Thema. ;)

  7. Still-Mythos: „Kleine Brüste produzieren weniger Milch!“


    Nein! Entscheidend für die Stillfähigkeit und die Milchmenge ist das Brustdrüsengewebe, beziehungsweise die milchproduzierenden Zellen in den Brustdrüsen. Eine kleine Brust kann genauso viel Brustdrüsengewebe enthalten, wie eine große Brust. Die Größe der Brust kommt durch das Fettgewebe zustande und sagt also nichts über die Milchmenge aus.

  8. Still-Mythos: „Nach sechs Monaten musst du Abstillen, dann hat die Muttermilch keine Nährstoffe mehr!“ 

    Muttermilch enthält nicht auf einmal weniger Nährstoffe, nein! Wenn dein Baby älter wird, steigert sich sein Nährstoffbedarf und irgendwann ist die Muttermilch alleine nicht mehr ausreichend. Aus diesem Grund sollte man, wenn alle Beikostreifezeichen (ca. um den sechsten Monat) erfüllt sind, mit der Beikost starten. (Artikel verlinken)

    Beikost bedeutet aber nicht umsonst BEIkost – es ist wunderbar, wenn du zusätzlich weiterhin stillst. Am Ende des ersten Lebensjahres deckt deine Muttermilch immer noch bis zu 50% des Nährstoffsbedarfs deines Kindes ab. Die WHO empfiehlt nach entsprechender Beikosteinführung eine Gesamtstilldauer von bis zu zwei Jahren oder länger.

  9. Still-Mythos: „Babys, die gestillt werden, schlafen nachts nicht durch.“ oder „Babys über sechs Monate müssen nachts nicht gestillt werden.“


    Natürlich können Babys mit sechs Monaten oder älter nachts gestillt werden! In diesem Alter unterzuckern Babys zwar nicht mehr so schnell, wenn sie länger nicht gestillt werden, sollten aber in jedem Falle Milch bekommen, wenn sie wach werden und Hunger haben. Wir Erwachsenen trinken ja nachts auch etwas, wenn wir Durst haben.

    Das Durchschlafen hat nichts damit zu tun, ob du stillst oder ob dein Baby satt ist, es hängt mit der Gehirnreife unserer Babys zusammen. Es ist eine falsche Annahme – die besonders in Deutschland weit verbreitet ist – dass Babys mit ca. sechs Monaten durchschlafen sollten. Das nächtliche Aufwachen und Stillen ist keine „Störung“, sondern von der Natur extra so eingerichtet. Es ist gut für die neurologische Entwicklung und das Wachstum deines Babys. Denn sein Gehirn möchte auch nachts mit Nährstoffen versorgt werden.

  10. Still-Mythos: „Wenn du krankt bist, musst du Abstillen!“ oder „Du darfst keine Medikamente nehmen, wenn du stillst!“


    Auch das stimmt nicht! Bei den allermeisten Krankheiten kann die Mutter weiterhin stillen. In wenigen Fällen und je nach Medikament der Mutter, ist eine Stillpause empfohlen. In der Regel gilt aber: Weiter Stillen! Dazu wird sogar oft ausdrücklich geraten, da die Muttermilch in diesem Moment exakt die Antikörper enthält, die das Baby braucht, um die Krankheit abzuwehren.

    Wenn du als stillende Mama Medikamente brauchst, besprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, welche Medikamente und welche Dosis für die Stillzeit zugelassen sind. Eine super hilfreiche Seite ist https://www.embryotox.de/ – hier kannst du die meisten Wirkstoffe nachschlagen und herausfinden, was während des Stillens geeignet ist und was nicht.

 

Geschichten rund um’s Stillen…

 

Hättest du das gedacht? Dass all diese Still-Mythen nicht stimmen und man inzwischen weiß, dass sie falsch sind? Im Endeffekt – und das gilt von Beginn deiner Schwangerschaft, bis zum Ende deiner Stillzeit – entscheidest du als Mutter, was richtig ist für dich und dein Baby.

Gerade beim Stillen gibt es so viele Meinungen – und noch eine Vielzahl mehr an Annahmen. Erlaube dir selbst zu entscheiden und zu fühlen, was zu dir und euch passt: Ob und wie lange du stillen möchtest und wie und wann du dein Baby anlegst  – es ist deine Stillbeziehung und DU weißt, was für euch richtig ist.

Ich wünsche dir eine wunderbare und selbstbestimmte Stillzeit!

 

Von Herzen alles Liebe,

deine baybies Hebamme Ana

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