Das Immunsystem unserer Kinder - Dr. Nikola Klün klärt auf

Das Immunsystem unserer Kinder gibt uns Eltern viele Rätsel auf. Subtil merken wir, dass es irgendwie anders funktioniert. Leicht erliegen wir aufgrund der zahlreichen Erkrankungen in den ersten Lebensjahren dem Irrglauben, es würde schlechter funktionieren. Dabei stimmt das so nicht unbedingt. Aber das kindliche Immunsystem unterscheidet sich in seiner Funktionsweise von dem der Erwachsenen. Um das besser zu verstehen, müssen wir einmal in die Theorie eintauchen.

Das Immunsystem wirkt auf eine komplexe Art und Weise zusammen. Ganz grob gesagt, unterscheiden wir das angeborene und das erworbene Immunsystem. Mit dem angeborenen Immunsystem meint man verschiedene Schutzbarrieren in Form von Schleimhaut, Darm, Hautschutzbarriere, Magensäure, etc., die das erste Eindringen eines Keims verhindern soll. Kleine chemische Waffnen des angeborenen Immunsystems verhindern das Eindringen und weitere Schäden. Das erworbene Immunsystem von Kindern ist noch naiv. Das heißt, dass es die große Erregerbreite unserer Welt noch nicht kennengelernt hat. Wenn ein Baby auf die Welt kommt, kann man sich die Situation ungefähr so vorstellen: Dein Baby hat ein Grundgerüst an Immunzellen bekommen, die normalerweise super funktionieren. Wir nennen dieses Grundgerüst in unserem Beispiel mal die Software. Die Software ist also perfekt aufgebaut. Allerdings benötigt sie jeden Menge Updates. Diese Updates erfolgen zum Leidwesen der Kinder und Eltern durch zahlreiche vielfache Erkrankungen in den ersten Lebensjahren und dann langsam weniger werdenden Erkrankungen in den folgenden Lebensjahren. Die Updates ergänzen die Software auf wunderbare Art und Weise, sodass dein Kind im Lauf des Lebens so viele Updates erhalten hat, dass es mit den meisten Herausforderungen gut umgehen kann. Damit das Baby in den ersten Lebensmonaten nicht ganz ohne Erfahrung dasteht, leiht es sich etwas der mütterlichen Updates, also der mütterlichen Antikörper aus. Dieses Phänomen wird von der Medizin als Leihimmunität beschrieben.

Wenn wir dieses Beispiel nun nochmal auf das Immunsystem münzen: die Immunzellen des erworbenen Immunsystems merken sich jeden Erregerkontakt. Sehen sie ihn ein zweites Mal können sie gewissermaßen auf die Erfahrung des ersten Kontakts zurückgreifen und lösen das Problem in der Regel kompetenter. Ergänzt werden sie außerdem von Impfungen, die das Immunsystem durch weitere Kontakte stärken.

Unterstützen kannst du das Immunsystem deines Kindes trotzdem: das Immunsystem profitiert von einem gesunden Lebensstil. Frische Luft, Schlaf, gesunde Ernährung, Bewegung und ausreichend Flüssigkeit sollten täglich Bestandteil der Alltagsroutine sein. Ernährung ist dabei der wichtigste Faktor für ein gut funktionierendes Immunsystem. Damit meint man durch vielseitige Ernährung ein Zusammenwirken der Vitamine und Nährstoffe zu gewährleisten. Die Vitamine und Nährstoffe ergänzen sich in ihren Effekten, deswegen ist die Vielseitigkeit der Ernährung entscheidend. Umgekehrt macht es deswegen wenig Sinn, einzelne Vitamine, wie zum Beispiel Vitamin C, Zink oder Vitamin D in Übermaß durch Nahrungsergänzungsmittel zur Unterstützung des Immunsystems einzunehmen.

Gesunde Ernährung ist bei kleinen autonomen Kleinkindern natürlich kein Selbstläufer. Sie bedeutet in vielen Fällen für die Eltern, am Ball zu bleiben, gesunde Lebensmittel wieder und wieder anzubieten und selbst eine gesunde Ernährung vorzuleben. Trotzdem ist eine gesunde Ernährung kein Hexenwerk: Fleischprodukte in Maßen, wenig Süßes und eine Betonung auf Obst und Gemüse sollten Grundsätze sein.

Die ersten Lebensjahre sind für die Eltern und die Kinder oft nicht leicht. Viele Infekte machen Sorgen und erschweren den ohnehin schon anstrengenden Alltag mit den kleinen Kindern. Trotzdem sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass jeder Infekt ein wertvolles Update für das Immunsystem darstellt und es stärker und stärker werden lässt.

Alles Liebe,

Deine Kinderärztin Nikola

 

Dr. Nikola Klün informiert unter @kinderleibundseele auf Instagram

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